"Je suis Charlie" – Islamistischer Terror mitten in Europa

Paris17 Tote und zahlreiche Verletzte – Die Bilanz des heftigsten Terroranschlags in Frankreich seit rund einem halben Jahrhundert ist erschreckend.

Es ist der Morgen des siebten Januars, als zwei junge Männer in schusssicheren Westen und mit mehreren Kalaschnikows bewaffnet das am Pariser Autobahnring gelegene Redaktionsgebäude des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ stürmen, um sich schießen und insgesamt elf Menschen töten. Unmittelbar vor ihrer Flucht mit einem Kleinwagen skandieren Saïd und Chérif Kouachi, so die Namen der beiden Attentäter, „Wir haben den Propheten gerächt!“ in den Morgenhimmel.

Die französische Zeitschrift war bzw. ist für ihre provokanten Karikaturen bezüglich des Propheten Mohammed (=> letzter von Gott gesandter Prophet, zentrale Figur im Islam) bekannt. Die Redaktion der Zeitschrift wurde aufgrund eben jener kritisierender Karikaturen bereits Opfer eines Brandanschlags und stand sogar unter Polizeischutz. Verhindert werden konnte der Anschlag trotzdem nicht.

Wie bereits kurz nach dem Attentat vermutet, gehörten die beiden Täter einer islamistischen Gruppierung an. Am vergangenen Mittwoch ging schließlich ein Bekennervideo der Terrororganisation Al-Kaida im Jemen online. Das Blutbad sei „Vergeltung für den Propheten“ gewesen, so ein Anführer des radikalislamischen Netzwerks im Video. Des Weiteren ist im Hintergrund deutlich die Flagge des Islamischen Staates zu erkennen (mehr über den IS in einem gesonderten Artikel auf unserer Homepage), eigentlich sind Al-Kaida und der IS jedoch verfeindet.

Nach dem Verlassen des Redaktionsgebäudes von „Charlie Hebdo“ flüchten die Kouachi-Brüder, wie zuvor erwähnt, mit einem Kleinwagen. Unterwegs erschiessen sie einen Polizisten, der 41-Jährige ist das mittlerweile zwölfte Opfer des Duos innerhalb kurzer Zeit. Besonders makaber: Der Polizeibeamte war – genau wie die beiden Täter – Muslim; dies wussten Saïd und Chérif Kouachi jedoch nicht.
Die überhastete Flucht der Terroristen endet für kurze Zeit rund zwei Kilometer weiter im Pariser Kreisverkehr, wo sie einen PKW rammen und einige hundert Meter weiter ihren Fluchtwagen abstellen, um anschließend mit einem geraubten Renault weiter gen Norden zu fahren. Einige Richtungsänderungen und fast 48 Zeitstunden später verschanzen sich die Brüder in einer Druckerei rund 40 Kilometer von Paris entfernt; offenbar sahen sie keine weitere Möglichkeit zu flüchten. Die Polizei hatte in der Zwischenzeit zahlreiche Straßen gesperrt und das Gebiet, in welchem sich die Attentäter aufhielten, eingekreist. Der Entschluss, sich zu verbarrikadieren, war wohl das Todesurteil von Saïd und Chérif Kouachi. Beide sterben den „Märtyrertod“ bei einem finalen Schusswechsel mit der Polizei.

Das blutige Attentat wird von der Allgemeinheit als massiver Angriff auf die Meinungsfreiheit gewertet und in einer Zeit, in der die Gesetzeslage mit Kalaschnikows erwidert wird oder ein Witz über den Propheten Mohammed – ob humorvoll oder geschmacklos sei einmal dahingestellt – ein Todesurteil nach sich zieht, fürchtet nun auch der Großteil der (europäischen) Bevölkerung um ihr Wohlergehen.

Das Morden in und um Paris war mit dem Ableben der beiden „Charlie Hebdo“-Attentäter jedoch noch immer nicht beendet…
Bereits am frühen Morgen des achten Januar, also einen Tag nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo, erschoss Amedy Coulibaly, so der Name des dritten Täters, ohne ersichtlichen Grund eine Polizistin an einer Pariser Kreuzung. Wie sich später herausstellte, kannte Coulibaly die Kouachi-Brüder. „Wir haben einige Dinge zusammen gemacht, einige unabhängig voneinander, um mehr Wirkung zu erzielen.“, so der Terrorist in einer Videobotschaft an die Polizei, einen Tag später.
Auch er flüchtete zunächst mit einem gestohlenen Kleinwagen, ehe er Freitag Mittag in einem anderen Teil der französischen Hauptstadt einen jüdischen Supermarkt stürmte und sich mit rund 20 Geiseln in selbigem verschanzte. Bevor Elitepolizisten am frühen Abend des selben Tages die Geiselnahme beenden konnten, brachte der dritte Paris-Attentäter Vier der in seine Gewalt gebrachten Personen um. Auch er starb, ebenso wie seine beiden Kollegen, bei einer letzten, entscheidenden Schießerei mit der Polizei.

Damit ist das Drama von Paris am Abend des neunten Januar beendet.

Um eventuell entstehenden Fragen vorzubeugen, sei an dieser Stelle erwähnt, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen islamischem und islamistischem Handeln gibt! Während der Islam eine Religion ist, dessen Anhänger als Muslime bezeichnet werden (vgl. Christentum -> Christen), sind Islamisten zwar auch Muslime, jedoch handeln diese nach radikalen Überzeugungen.

Übrigens: Chérif Kouachi, einer der Attentäter von Charlie Hebdo, saß bereits eine Haftstrafe im Gefängnis ab. Dabei lernte er einen ranghohen Islamisten kennen, unter dessen Einfluss er das Gefängnis am Ende seiner Haftzeit als bestens ausgebildeter Dschihadist verließ.

 

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