Warum existiert Kinderarbeit noch immer und was kann ich dagegen tun?

Im vorherigen Artikel „Wie Kakao-Konzerne Kinder kaufen“ hast du bereits erfahren, dass Kinder in Westafrika aufgrund von armen Verhältnissen auf Kakaoplantagen unter harten Bedingungen arbeiten müssen. Teilweise werden diese sogar versklavt und/oder verkauft. Doch warum existiert Kinderarbeit noch immer? Was kann ich dagegen tun? Und was wird bereits dagegen getan?

Warum gibt es Kinderarbeit?

Einige der Kinder arbeiten auf den Farmen ihrer Eltern. Um ihre Kinder in die Schule zu schicken, fehlt den Eltern das Geld. Viele Farmer sind daher gezwungen, ihre eigenen Kinder auf den Plantagen arbeiten zu lassen und weitere Kinder als günstige Arbeitskräfte einzusetzen. Diese Kinderarbeiter werden aus anderen Ländern wie Burkina Faso an die Elfenbeinküste geholt – ihre Eltern bekommen dafür 250 $. Diesen Familien eine klare Perspektive zu geben erfordert vielleicht etwas mehr als eine Preiserhöhung, überfällig ist diese trotzdem. Auch die Regierungen müssen deswegen endlich mehr Druck auf die Firmen ausüben.

Ein Farmer gibt im Interview mit den Reportern zu, dass diese Arbeitssituation “eine Art Sklaverei” ist. Kakaofarmer erhalten für ihre Bohnen allerdings so wenig Geld, dass sie verzweifelt auf günstige Arbeitskräfte angewiesen sind. Auch viele Arbeiter, mit denen die Washington Post sprach, sind verzweifelt und wollen trotz harter Arbeit und schlechter Bedingungen auf den Plantagen bleiben. Dort verdienen sie immerhin etwas Geld. Die Situation in ihren Heimatländern wie Burkina Faso ist noch aussichtsloser. Dass der Kinderarbeit in Westafrika so schwer beizukommen ist, liegt auch an strukturellen Faktoren. Die meisten Kakaobauern bebauen nur ein paar Hektar. Damit haben sie oft nicht genug Einkommen, Arbeitskräfte einzustellen, weswegen Familie und Kinder herangezogen werden. 

Warum existiert Kinderarbeit immer noch?

2001 rückten Medienberichte das Thema Kindersklaverei in der Kakaoindustrie und über die Ausbeutung von Kindern auf westafrikanischen Kakaoplantagen weltweit Schlagzeilen. Der Aufschrei war groß und vor allem die Politik übte erstmals Druck auf die Industrie aus. Um juristische Konsequenzen zu umgehen, unterzeichneten Nestlé, Mars und Hershey ein Abkommen. Das Versprechen: Durch gezielte Initiativen und Kontrollmechanismen würden sie die Kinderarbeit im Kakaosektor bis 2005 beenden, was aber, wie später auch beteiligte Experten einräumten, von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.

Offensichtlich ging es mehr um die Aufbesserung des erlittenen Imageschadens, als um die Missstände selbst. Das in diesem Zusammenhang beschlossene „Harkin-Engel-Abkommen“ war schließlich ein halbherziger Kompromiss, in dem sich die Industrie freiwillig dazu verpflichtete, Maßnahmen gegen die Kinderarbeit einzuleiten und etwa ein Überwachungssystem und klare Zertifizierungen einzuführen. Diese Deadline wurde nicht eingehalten. Die Ziele wurden also 2005 zum ersten Mal und 2008 sowie 2010 zwei weitere Male in die Zukunft verschoben.

Die Ambitionen für 2020 sind mittlerweile schon bescheidener, lediglich um 70% soll die Kinderarbeit reduziert werden. Aber auch das scheiterte. Denn insgesamt ist der betriebene Aufwand schlicht zu gering. In 18 Jahren hat eine Industrie, die pro Jahr etwa 103 Milliarden US-Dollar Umsatz macht, gerade mal 150 Millionen Dollar für den Kampf gegen die Kinderarbeit, von der sie profitieren, ausgegeben. Überwiegend ist das hauptsächlich in die Beratung der Bauern oder den Bau von Schulen geflossen.

Die Wahrheit ist: Für die großen Konzerne war der freiwillig auferlegte Kampf gegen die Kinderarbeit immer nur ein Mittel, um Kritikern und der eigenen Kundschaft Engagement beweisen zu können. Wirklich ernst gemeint war er nie, sonst wäre ein relativ logischer Schritt wohl schon lange ergriffen worden. Etelle Higonnet, Kampagnenleiterin der Organisation Mighty Earth bestätigt, dass einige Schokoladenhersteller versuchen, die Kinderarbeit in Westafrika zu reduzieren, nur seien die Initiativen viel zu klein. Klar ist: Auch wenn die großen Kakao- und Schokoladenunternehmen in den vergangenen Jahren rund 215 Millionen Dollar in die Bekämpfung der Kinderarbeit investiert haben, reicht das nicht. Die Unternehmensprogramme, die wenigstens teilweise Erfolge bei der Reduzierung von Kinderarbeit zeigen, erreichen höchstens 15% der Kakaobauern.

Dass der Kinderarbeit in Westafrika so schwer beizukommen ist, liegt aber auch an strukturellen Faktoren. Die meisten Kakaobauern bebauen nur ein paar Hektar. Damit haben sie oft nicht genug Einkommen, Arbeitskräfte einzustellen, weswegen, wie gesgat, die Familie und Kinder herangezogen werden. 

Doch um sicherzustellen, dass keine Kinder auf den Plantagen schuften, arbeitet eine Kampagne namens ICI Hand in Hand mit den Abnehmern der Bauern, den Kooperativen. Der Kakao aus Konan Yaokro etwa geht über eine Kooperative im nahen N’Douci an den US-Rohstoffhändler Cargill, der den Kakao dann an Nestlé verkauft. Der Schweizer Lebensmittelkonzern kauft über das System mit ICI inzwischen nach eigenen Angaben jährlich rund 47 000 Tonnen Kakaobohnen. Das entspricht etwa 11% des weltweit pro Jahr von Nestlé gekauften Kakaos. Die Familien sagten, dass sie ihre Kinder brauchten um das Geld zu verdienen. Doch die Akzeptanz stieg, sobald die Bewohner sahen, dass ICI auch Hilfe anbot. ICI hat im Land eigenen Angaben zufolge bereits rund 1400 Klassenzimmer renoviert oder neu gebaut. Die Organisation kann zudem bei der Bezahlung der Schulgebühren helfen. Um zu verhindern, dass Kleinkinder mit auf die Felder genommen werden, hat ICI in einigen Dörfern auch einen Kindergarten eingerichtet.

Was kann man selber dagegen machen und was wird dagegen gemacht?

  • Informierte Konsumentscheidung treffen.
    Ihr hört bei bestimmten Marken immer wieder, dass sie im Zusammenhang mit Kinderarbeit bzw. Kindersklaverei stehen? Solltet ihr bei eurer Recherche zu dem Ergebnis kommen, dass die Vorwürfe korrekt sind, versucht eher Produkte von anderen Anbietern zu konsumieren. Wichtig ist außerdem zu verstehen, welche Marken zu welchen großen Unternehmen gehören. So ist es beispielsweise schwierig auf Anhieb zu erkennen, welche Produkte zu Konzernriesen wie Nestlé gehören.
  • Auf die Herstellung achten
    Unterstützt kleine Unternehmen oder Unternehmen, die keine Kinderarbeit unterstützen und die, die transparent arbeiten und den persönlichen Kontakt zu Farmern und Produzentinnen pflegen. Schokolade ist kein Billiglebensmittel, es lohnt sich also, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Aber Achtung: Teure Schokolade ist nicht unbedingt fair. Bringt am besten in Erfahrung, wie viel Geld tatsächlich beim Kakaofarmer ankommt.
  • Die entwicklungspolitische Organisation Inkota setzt sich seit Jahrzehnten gegen Kinderarbeit und für die Einhaltung von Menschenrechten ein. Angesichts des aktuellen NORC-Berichts fordert der bei Inkota für Wirtschaft und Menschenrechte zuständige Referent Johannes Schorling.
  • Die Bundesregierung müsse ein Lieferkettengesetz verabschieden, mit dem Unternehmen weltweit zur Einhaltung der Menschenrechte und zur Vermeidung ausbeuterischer Kinderarbeit verpflichtet würden.
  • Unternehmen müssten ihre Anstrengungen im Kampf gegen Kinderarbeit intensivieren und bereit sein, die Kosten für die Einrichtung von Überwachungssystemen zu tragen.
  • Unternehmen müssten existenzsichernde Kakaopreise zahlen, um die Armut der Kakaobauernfamilien zu beenden.

In Ghana müsste sich das Einkommen einer durchschnittlichen Kakaobauernfamilie Inkota zufolge etwa verdoppeln, um existenzsichernd zu sein. In der Elfenbeinküste müsste es sich demnach sogar fast verdreifachen. Das bedeutet auch: Steigt der Preis, den die Unternehmen für Kakaobohnen zahlen, müssen weniger Kinder arbeiten. Laut Berechnungen von Nichtregierungsorganisationen liegt ein existenzsichernder Kakaopreis in der Elfenbeinküste bei fast 3200 Euro pro Tonne. Aktuell erhalten die Kakaobauern laut Inkota, wie schon gesagt, etwa 1500 Euro pro Tonne.

Falls ihr noch mehr und genaueres über dieses Thema wissen wollt und euch dafür interessiert, könnt ihr euch auch den Dokumentarfilm  „Schmutzige Schokolade“ (The Dark Side of Chocolate) von Miki Mistrati und U.Roberto Romano, aus dem Jahre 2010, anschauen. Ich hoffe, dass ich euch mehr über diese Thema erzählen und informieren konnte und wir alle auf unseren Konsum etwas besser achten und somit dieses Thema nicht in Vergessenheit oder in den Hintergrund gerät.

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