The Wolf of Wall Street – Review

Eines muss man dem nun schon 71 Jahre alten Martin Scorsese lassen, er polarisiert und provoziert das Publikum wie eh und je. Mit seinem neuen Film schaffte er es erneut, dass sich viele Kritiker genötigt fühlen ihn dafür zu ermahnen, seine Hauptdarsteller zu glorifizieren, obwohl diese, wie auch in „The Wolf of Wall Street“, zutiefst unmoralisch sind.

(C) Paramount Pictures
(C) Paramount Pictures

„The Wolf of Wall Street“ erzählt die Geschichte des Börsenmaklers Jordan Belford  (Leonardo DiCaprio). Jener findet sich durch seinen Chef Mark Hanna (Mathew McConaughy) schnell an der Wall Street zu Recht, weil er das Rezept zum Erfolg von diesem gelehrt bekommt: Betrug, Kokain und Prostituierte. Von da an sieht man wie Belford immer weiter zum Multi-Millionär aufsteigt und schließlich auch seinen beinahe vorprogrammierten Fall. Auf seiner Reise begegnet er so manch anderen sehr dubiosen Börsianern, welche unter anderem von Jonah Hill gespielt werden, welcher für diese Rolle kürzlich eine Oskar Nominierung bekam.

Die Schauspieler sind durch die Reihe gut bis sehr gut, wobei natürlich Leonardo DiCaprio als Protagonist besonders hervorsticht. Er führt den Zuschauer durch die verschiedenen Stufen des Drogenmissbrauchs mit einer unglaublichen Brillianz. Dieser brilliert, von dem König der Welt, der sich wie ein Star von seinen Mitarbeitern feiern lässt,  bis hin zu dem Wrack, das nur noch sabbernd auf allen vieren die Stufen herunterkrabbelt. Jonah Hill bietet als Donnie auch eine unglaublich gute Darstellung. Als Sidekick von dem Protagonisten hofft man ständig, dass er wieder ins Bild kommt, weil man sich schlicht und ergreifend nicht an ihm satt sehen kann. Aber die wohl lustigste Rolle spielt der Regisseur Rob Reina (Harry und Sally), welcher Jordans Vater und Berater spielt. Dieser schaltet blitzschnell zwischen Wutausbrüchen und einem gesitten Benehmen um, was zu einigen Lachern im Film führt.

Durch die bewusst einseitige Erzählung der Geschichte, welche hauptsächlich auf den Autobiografien Jordan Belfords beruht, entsteht ein Bild von einem Mann, der immer mit sich im Reinen war. Es kommt dadurch zu starken Irritationen. Viele Szenen sind total überzeichnet und verherrlichen ständig die Situation des Protagonisten. Selbst die Szenen in denen der Hauptdarsteller nicht anwesend ist werden aus seiner Sicht beschrieben. So ist der FBI-Agent, der ihm ständig im Nacken sitzt, als ein langweiliger und ständig über Akten und Statistiken sitzender Mensch dargestellt, welcher anscheinend keinen Spaß in seinem Leben hat. Durch diesen unglaublichen Kontrast stellt man sich automatisch die Frage ob der Drogensüchtige und Superreiche, der am Ende nichts mehr im Griff hat, nicht sogar alles richtig gemacht hat, vor allem weil dieser nur leicht gebeutelt aus seinen illegalen Geschäften herauskommt.

Martin Scorsese werkelte bis zum Ende an seinem Film herum, damit er diesen noch zum Oscarrennen 2014 auf die Leinwand schicken konnte. Angeblich  gab es zwei Probleme bei dem Film, er wäre zu lang und er hätte zu viele Sexszenen für die Oscarverleihung. Nun kamen Bedenken auf, dass der Film eventuell nicht so wird, wie es sich Scorsese vorgestellt hatte. Doch diese Zweifel sind meiner Meinung nach unbegründet. Auf seinem Jungesellenabschied beispielsweise wird eine Orgie in einem Flugzeug wohl nur von einem Porno  genauer beschrieben und der Film ist 2 Stunden und 59 Minuten lang, was auch eine beträchtliche Länge ist. Der Film bleibt trotz des überhasteten Erscheinungsdatums sehr rund und sehenswert.

Schlussendlich ist „The Wolf of Wall Street“ ein guter bis sehr guter Film, welcher wie ich finde in der Mitte ein wenig kürzer hätte ausfallen können, weil der Streifen hier ein wenig langatmig wird. Die herausragende Börsen- Satire macht so gut wie alles richtig und überzeugt mit Darstellern und Handlung gleichermaßen und ist definitiv für Besucher, die viel nackte Haut und die Abgründe des Drogenmissbrauchs sehen können, einen Besuch wert.

/ok

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