Es ist der 4. Juli 2017, 16.30 Uhr. Nach gefühlten hundert Mal Treppe rauf und runter, saß ich endlich im fertig gepackten Auto auf dem Weg zu meinen Freundinnen, um diese abzuholen.
Bereits die Vorbereitung unserer Reise gestaltete sich sehr spannend und machte viel Spaß. Wir legten eine grobe Route fest und buchten für 8 Tage die Zimmer(Bed&Breakfast). Den 3. Tag und die letzten 5 Tage ließen wir offen, um uns nicht zu sehr einzuschränken. Ein bisschen Abenteuer muss ja schließlich sein.
Im Vorfeld gehen einem diverse stereotypische Meinungen über das Land und seine Bewohner durch den Kopf. So erwarteten wir kaltes, regnerisches Wetter, typisch schottisches Frühstück mit Fleisch, und schöne Landschaften. Nach ca. 1 3/4 Stunden Flug landeten wir in Edinburgh und waren sofort begeistert von der guten Organisation der Taxis am Flughafen. Überraschenderweise waren wir bereits nach einer halben Stunde in unserer Unterkunft. Keine Überraschung hingegen war das Wetter am nächsten Morgen, es entsprach leider genau unseren Vorurteilen, kühl und regnerisch.
Als uns dann im Frühstücksraum die gut gelaunte Hausherrin im Bademantel mit dem typisch schottischen Frühstück, bestehend aus Fleisch, Eier, Pancakes und Bohnen, erwartete, überraschte uns nichts mehr. Somit waren schon mal zwei Stereotypen bestätigt.
An unserem ersten Tag stand eine Besichtigung von Edinburgh an. Unsere Gastgeberin Lynn erwies sich als sehr liebenswürdig und hilfsbereit. Sie fuhr uns fast durch die ganze Stadt und zeigte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Edinburgh ist eine sehr schöne Stadt.
Am nächsten Tag holten wir den gebuchten Mietwagen ab und somit begann das Abenteuer Linksverkehr. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kamen wir jedoch recht schnell und zum Glück unfallfrei zurecht. Unsere erste Fahrt führte uns vorbei an wunderschönen Feldern mit Schafen und satt grünen Wäldern zum Loch Lomond. Da wir inzwischen ein fast freundschaftliches Verhältnis zu Lynn entwickelt hatten, beschlossen wir die dritte Nacht noch bei ihr zu bleiben. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns mit dem Versprechen ihr regelmäßig während unserer Weiterreise zu schreiben und machten uns auf in Richtung Westen zur Insel Isle of Arran, ein Paradies mit ganz eigenem Klima, wo die Schotten Urlaub machen. So stand es jedenfalls im Reiseführer. Es sollte sich auch bewahrheiten. Endliche Sonne und Temperaturen weit über 20 Grad. Ein Besuch dorthin kann ich wirklich sehr empfehlen.
Nach zwei wunderschönen Tagen fuhren wir mit dem Schiff zurück auf das „Festland“ in der Nähe von Onich, wo wir bei einem sehr liebenswürdigen und lustigen Schotten übernachteten. Am nächsten Tag ging es voller Spannung weiter in Richtung Highlands durch das schöne Glen Coe. Unsere Unterkunft hatten wir für drei Tage in der Nähe von Fort Williams gebucht, denn die Highlands wollten wir ein bisschen länger erkunden. So stand natürlich auch das Besteigen des höchsten Berges von Schottland, dem Ben Nevis (1300m), auf dem Programm. Mangelnde Kondition und der Sonne-Regen-Mix machten uns leider einen Strich durch die Rechnung und so verfehlten wir den Gipfel knapp, aber dank wunderschöner Postkarten konnten wir diesen dann doch noch betrachten^^.
Der dritte Tag in den Highlands war für uns der erwartungsvollste Tag, denn wir hatten Plätze in dem traditionellen Harry Potter Zug, dem Jacobite Steam Train, gebucht . Für alle Harry Potter Fans ein Muss. Einmal über die berühmte Brücke, dem Glennfinnan Viadukt am Fuße des Loch Shiel, fahren, die in den Filmen so oft zu sehen ist. Kult pur. Die Fahrt führte uns durch schöne Wälder vorbei an zahlreichen Seen und dann kam sie endlich: ein Hupen erklang und der Zug verlangsamte sich. Alle die einen Platz an den Türen hatten, hängten sich mit ihren Handys weit heraus und winkten den Leuten, die unten auf den Wegen standen, zu. Was für ein Spektakel. Gänsehaut-Feeling. Der Zug erreichte nach insgesamt 2 Stunden das idyllische Fischerdorf Mallaig, wo wir bei Sonne und immerhin 26 Grad ganze 4 Stunden verbrachten Dann ging es wieder zurück . Von nun an begann die ungeplante Reise ohne gebuchte Unterkünfte. Wir steuerten zunächst das Eilean Donan Castle mit der berühmten Brücke, über die im Film der Highlander in seine erste Schlacht zieht, an. Das Castle selbst war für uns eines der schönsten Burgen. Der Besuch lohnt sich. Danach ging es weiter nach Isle of skye, wo wir zwei weitere Tage verbrachten. Eine Unterkunft dort zu finden erwies sich als völlig unproblematisch. Zurück auf dem „Festland“ steuerten wir das Blair Castle, die Cairngorn Mountains und das berühmte Pitlochry an, für mich das schönste Städtchen auf unserer Reise. Warum berühmt? Dort befindet sich die kleinste Distille von Schottland. Ein Besuch dieser inklusive Whisky-Tasting ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Nach 14 wunderschönen Tagen ging es zurück nach Edinburgh, von wo aus wir zurück flogen.
Fazit: Schottland ist ein Land mit traumhaften Landschaften und Seen, einer atemberaubenden Küste (Kiltrocks). In den eher kleineren Herbergen trifft man auf sehr liebenswürdige Menschen, die einem freundschaftlich und offen begegnen. Es muss nicht alles im Voraus gebucht werden, das verschafft einem mehr Flexibilität. Am besten nur für die ersten drei Tage (Bed & Breakfast!) zum stressfreien Ankommen. Wer Badeurlaub machen möchte, hat in Schottland nichts zu suchen, hier steht das Wandern und Erkunden der Castle im Vordergrund. Und genau deswegen waren wir auch dort, einfach ein tolles Land!
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