Die unterschiedlichen Ernährungsformen

Paleo, Vegan, Rohkost-Ernährung, Frutarier – die aktuellen Trends bei alternativen Ernährungsformen reichen von alltäglich bis absurd. Die einen halten den Verzicht auf tierische Produkte für den richtigen Weg, die anderen glauben, dass nur eine steinzeitliche Ernährung wirklich gesund ist, die Dritten wollen nur essen, was von selbst vom Baum fällt.

Vegetarismus:

Die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes vegetare heißt „wachsen“ oder „beleben“. Der Vegetarismus ist also ein Lebensstil, der im ursprünglichen Sinne Lebensmittel und Produkte vom lebenden Tier, z. B. Milch, Eier und Honig erlaubt. Heute verstehen wir unter vegetarischer Ernährung allerdings den kompletten Verzicht auf Fleisch und Fisch.

Eine Studie der Uni Jena stellte 2007 fest: Hinter der Entscheidung für alternative Ernährungsformen wie das vegetarische Essen stehen überwiegend moralische Gründe. Doch dabei geht es den meisten Menschen, die auf tierische Lebensmittel verzichten, nicht mehr nur um den Tierschutz, sondern auch um Aspekte der Ökologie und Nachhaltigkeit. Vor allem gesundheitliche Gründe rücken für viele Anhänger einer fleischfreien Ernährung immer stärker in den Mittelpunkt.

Die Anzahl der Menschen innerhalb Deutschlands, die sich als Vegetarier einordnen lag im Jahre 2020, laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse, bei 6,50 Millionen.

Der Vegetarismus lässt sich jedoch noch weiter unterscheiden, grundsätzlich in vier Typen:

Ovo-Lacto-Vegetarier: Ovo steht für Ei und lacto für Milch. Diese Gruppe verzichtet auf Fleisch und Fisch, allerdings nicht auf Eier und Milchprodukte.

Ovo-Vegetarier: Hier verzichtet diese Gruppe selbstverständlich auf Fisch und Fleisch, ebenso auch auf Milchprodukte. Allerdings essen sie Eier.

Lacto-Vegetarier: Diese Gruppe ist sozusagen ein Gegenteil der Ovo-Vegetarier, da sie auf Eier verzichten, allerdings nicht auf Milchprodukte.

Der vierte Typ ist der

Veganismus:

Wer Vegetarismus weiterführt, landet beim Veganismus. Diese Ernährungsform ist rein pflanzlich. Veganismus beschreibt eine Ernährung, aber auch eine Lebensweise. Wer sich vegan ernährt, verzichtet auf Nahrung tierischen Ursprungs.

Veganer verzichten, (laut einer Studie) überwiegend aus moralischen, aber auch aus gesundheitlichen Gründen, auf jegliche Produkte tierischer Herkunft. Sie suchen Alternativen, etwa pflanzliche Proteine aus Hülsenfrüchten statt Eier und Milch. Das sind zum Beispiel Eier, Tiermilch, Fisch/Meerestiere/Krebstiere und Honig, sowie die daraus hergestellten Lebensmittel und Zusatzstoffe (wie Aromastoffe aus Molke oder mit Hausenblase geklärten Wein), soweit sie als solche zu erkennen sind und sich umgehen lassen.

Der Veganismus geht aber über die Ernährung hinaus. Die meisten Veganer ernähren sich nicht nur vegan, sie leben vegan: Sie verzichten in allen Lebensbereichen auf die Nutzung tierischer Substanzen wie z.B. Seide, Wolle, Leder, Honig oder mit Hilfe tierischer Produkte gewonnene Zusatzstoffe (beispielsweise Seife, etc.).

Flexitarismus:

Der Begriff „Flexitarier“ stammt aus den USA und ist eine Kombination aus „flexibel“ und „vegetarisch“. Sogenannte Flexitarier essen im Idealfall einfach nur etwas weniger Fleisch und Fisch als die Durchschnitts-Bevölkerung. Wobei „weniger“ relativ ist.

Die Flexitarier stellen damit sicherlich die am weitesten verbreitete Ernährungsminderheit dar. Ihnen sind die vegetarischen Ernährungsformen zu streng. Daher landet Fleisch nur zu besonderen Gelegenheiten oder selten in der Woche auf dem Teller. Gerne werden Flexitarier daher auch als Teilzeit-Vegetarier bezeichnet.

Allerdings ist diese Gruppe bei „richtigen“ Vegetariern und Veganern umstritten. Ihrer Ansicht nach unterscheiden sich diese gar nicht bis kaum von Omnivoren, also Allesessern. Andere sehen diese Ernährungsform als Chance, Massentierhaltung und Tierleid zumindest in Ansätzen zu verringern.

Pescetarismus:

Unter Pescetarismus versteht man eine Ernährungsweise, die den Verzehr von Fleisch ausschließt, aber Fisch beinhaltet. Auch Honig, Eier oder Tiermilch sind erlaubt. Nur manche Pescetarier verzehren Krebs- und Weichtiere.

Fruganismus:

Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort „fruit“ (Frucht) und „vegetarian“ ab. Ähnlich den Veganern, setzt die Gruppe der Frutarier auf eine rein pflanzliche Ernährung. Ihnen ist vegane Ernährung nicht konsequent genug, sie wollen, dass auch Pflanzen nicht ihretwegen leiden. Deshalb ernähren sie sich nur von pflanzlichen Produkten, deren Gewinnung die Pflanze nicht schädigt. Das sind vor allem Fallobst, Nüsse, Samen und Beeren auf dem Speiseplan. Geeignet sind außerdem Gemüsefrüchte wie Tomaten, Avocado, Kürbisse oder auch Hülsenfrüchte sowie Getreide. Für viele Rohköstler sind hingegen beispielsweise Kartoffeln, Rüben oder auch Zwiebeln tabu.

Beim Ernten wird die Mutterpflanze samt Wurzelwerk beschädigt. Manche Frutarier akzeptieren jedoch Honig als Nahrungsmittel. Oftmals weiten sie ihre Ansichten auch auf andere Bereiche des Lebens aus: Sie verzichten auf Möbel aus Holz oder Kleidung aus Wolle.

Der Vorteil dieser Ernährungsform ist der gezielte Verzehr gesunder Lebensmittel, die einen großen Anteil an Vitaminen und Mineralien aufweisen. Allerdings ist es für Frutarier schwer, sich ausgewogen zu ernähren. Die eingeschränkte Auswahl kann das Risiko einer Mangelernährung aufweisen.

Paleoismus:

Paleoismus wird auch Steinzeit- oder Urzeiternährung genannt und ist eine alternative Ernährungsform, die nur solche Lebensmittel zulässt, die auch unsere Vorfahren im Paläolithikum (angeblich) schon verzehrt haben. Die Theorie: Unser Körper kann nur diese Lebensmittel richtig verarbeiten, weil wir tief in uns drin eigentlich noch Steinzeitmenschen sind.

Erlaubt sind vor allem Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Obst, Samen, Nüsse und einige Fette. Ausgeschlossen sind Getreide, Hülsenfrüchte, Zucker, Milchprodukte, Zusatzstoffe und stark verarbeitete Fette.

Obwohl der Verzicht auf verarbeitete Nahrungsmittel sinnvoll ist, ist die Fleischlastigkeit dieser Ernährungsform im heutigen Kontext nicht nachhaltig. (Richtig absurd wird es, wenn die Speisen vornehmlich aus industrieller Massentierhaltung stammen)

Rohköstler:

Diese Ernährungsform ist, obwohl die Mehrheit ihrer Anhänger vegan isst, grundsätzlich offen für alle Arten von Lebensmitteln. Allerdings dürfen die während der Verarbeitung nicht auf mehr als 40-42 Grad erhitzt werden oder müssen im Rohzustand sein. So sollen Vitamine und Enzyme erhalten bleiben.

Dazu gehören beispielsweise viel rohes Obst und Gemüse, Nüsse, Samen und Kräuter. Rohkost gilt als zweifelsfrei gesunde Ernährungsform, ist es aber nicht. Denn wer sich nur roh ernährt, ernährt sich zwangsläufig einseitig und setzt sich der Gefahr von Mangelerscheinungen aus.

Wie sieht es bei euch aus? Ernährt ihr euch nach einer dieser Formen oder möchtet vielleicht selbst einmal eine davon ausprobieren?

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