Noch in den 1950er Jahren waren sich die Menschen sicher, die Bestände an Fischen in den Weltmeeren seien unendlich groß. Sie rechneten fest damit, die rasant ansteigende Weltbevölkerung problemlos durch die Fischerei versorgen zu können. Dass die Bestände bei weitem nicht so unerschöpflich sind, wie anfangs gedacht, hätte damals niemand für möglich gehalten. Doch entgegen der ursprünglichen Erwartungen ist bereits jetzt, wenige Jahrzehnte später, ein beachtlicher Teil des Fischvorkommens zusammengebrochen.
Aber wie konnte es dazu so schnell überhaupt kommen?
Durch den technischen Fortschritt boten sich der Fischerei schnell viele Möglichkeiten, ihre Fischereigebiete nicht nur auf der Nordhalbkugel über alle Meere auszudehnen, sondern vor allem auch immer größere Mengen zu fischen. Durch immer größere Fangnetze und leistungsstärkere Motoren an den zunehmend größer werdenden Fangfischen eröffnen sich für die Fischer natürlich ganz neue Dimensionen als den kleineren Kuttern, mit denen sie früher zum Fischen hinausgefahren sind. Auch technische Hilfsmittel wie Ortungsgeräte kommen der Fischerei zu Gute, da sie präzise angeben können, wo sich große Fischschwärme im freien Meer befinden, sodass sie diese komplett fangen können. Nicht einmal mehr die Tiefsee bleibt von dem Fischfang verschont, denn die Netze der Fangschiffe können bis zu 2000 Meter in die See hinab gelassen werden. Selbst für die Tiefseefische gibt es also kein Entkommen mehr.
Auf ihren Touren durchqueren die Fischer also nicht nur großflächigere Gebiete als vorher, sondern fahren auch einen weitaus größeren Fang ein. Dadurch hat sich die Menge an gefangenem Fisch in den letzten 60 Jahren nahezu versechsfacht, nämlich von 12,8 Millionen Tonnen auf etwa 80 Millionen Tonnen pro Jahr.
Diese Methoden sind allerdings nicht darauf ausgelegt, ausschließlich die gewünschten Fischarten zu fangen. Was genau der Fischer in seinem Netz hat, wird immer erst dann erkennbar, wenn die Tiere schon sterbend am Boden seines Schiffes liegen. Denn bei den meisten Fängen sind eben nicht nur die Fische enthalten, an denen der Fischer Interesse hat, sondern auch etliche, die als Beifang bezeichnet werden. Diese werden aber nicht etwa ebenfalls sinnvoll genutzt, sondern die Tiere meist sogar einfach wieder über Bord geworfen, wo sie tot im Wasser schwimmen. Je nach dem, welche Fischarten der Fischer fangen möchte (zum Beispiel Krabben und Schollen), enthält ein Netz bis zu einer Hälfte an Beifang, der leblos zurück ins Meer geworfen wird.
Um wie große Mengen ungenutzten Beifangs es sich hierbei handelt, ist unklar, denn viele Staaten liefern lückenhafte und/oder falsche Berichte über ihre gefangenen Mengen und die Fischbestände. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass ein Fang durchschnittlich etwa ein Drittel Beifang beinhaltet.
Zerstörung des Meeresbodens
Die immer größeren Netze der Fischerei haben noch mehr Nachteile. Durch ihre größere Reichweite schleifen sie oftmals über den Meeresgrund, was zum einen zur Folge hat, dass die dort lebenden Meerestiere wie Krabben, Seesterne und Muscheln in das Netz hineingeraten, die meist ebenfalls nicht der Wunschfang des Fischers sind. Zum anderen zerstören die Netze durch das Durchpflügen den Meeresboden. In der Nordsee etwa werden bis zu dreimal im Jahr ganze Bereiche des Meeresbodens regelrecht zerstört. Wichtiger und wertvoller Lebensraum für Meerestiere wird dadurch stark angegriffen und durch die Häufigkeit eines solchen Durchpflügens oftmals vernichtet.
Welche Folgen hat die Überfischung?
Die logische erste Folge ist natürlich erst einmal ein Rückgang der Fischbestände. Gerade bei den großen Speise- und Raubtieren sind die Auswirkungen besonders spürbar, denn die Bestände an Fischen wie Thunfisch, Schwertfisch und Hai haben sich um ganze erschreckende 90 Prozent verringert. Der niedrige, noch vorhandene Prozentsatz an diesen Fischarten hat es durch den starken Rückgang ihrer Spezies noch einmal um einiges schwerer sich fortzupflanzen und wieder zu erholen.
Eine weitere Folge ist die Ausdehnung der Fischbestände, die als überfischt gelten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trifft bereits auf 33 Prozent der Fischbestände die Überfischung bis an die biologische Grenze zu und weitere 60 Prozent gelten als völlig erschöpft.
Was kann man unternehmen, um die Überfischung zu stoppen?
Berechnungen zufolge wird es bis spätestens 2050 weltweit nicht mehr möglich sein, kommerzielle Fischerei zu betreiben, wenn so rücksichtslos wie bisher weiter gefischt wird. Nur gezielte Maßnahmen in der Politik und deren Umsetzung können dieser Katastrophe entgegen wirken. Entsprechende hilfreiche Maßnahmen wurden in kleinen Teilen der Meere bereits ergriffen. In manchen Staaten (z. B. in Neuseeland und Australien) wurden Schutzgebiete festgelegt, in denen keine Grundschleppnetze in der Fischerei verwendet werden dürfen, um zumindest die Tiefseefische zu schützen, und sogar Zonen, in denen gar nicht gefischt werden darf. In der EU wurde 2013 eine Fischereireform beschlossen, die vorsieht, den Beifang in den EU-Gewässern von 30 Prozent auf nur noch 5 zu senken.
Durch Regelungen wie diese soll eine nachhaltige Fischerei entstehen, in der sich die Menge an Fischen und Meerestieren, die gefangen werden, selbst wieder ersetzen können. So soll sichergestellt werden, dass Fischerei auch in der Zukunft noch betrieben werden kann. Bis sich die Bestände langsam wieder von der starken Überfischung erholt haben, sind allerdings noch einige weitere Maßnahmen und viel Zeit der Schonung notwendig.
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