Buchempfehlung „Bitterfrost – Mythos Academy Colorado I“

Die „Mythos Academy Colorado“-Reihe von Jennifer Estep bildet ein Spin-off zu der bekannten „Mythos Academy“-Reihe. Der erste von bisher drei Bänden, „Bitterfrost“, der 2017 erschienen ist, spielt nun nicht mehr aus der Perspektive von Gwen Frost aus North Carolina, der Protagonistin der ursprünglichen „Mythos Academy“-Reihe, sondern aus der ihrer Cousine Rory Forseti, die die Akademie in Colorado besucht.

Rory ist in der mythologischen Welt mit all den aus Mythen bekannten Kreaturen wie Eir-Greifen, Fenriswölfen und Nemeischen Pirschern groß geworden und begegnet in der Schule tagtäglich den Nachkommen von Kriegern wie Wikingern, Römern, Amazonen, Walküren, Ninja und Spartanern. Sie selbst ist Spartanerin, was ihr die Fähigkeit verleiht sofort zu wissen, wie sie jemanden mit einem beliebigen Gegenstand verletzen oder gar töten kann, sobald ihr Blick darauf fällt. Ganz egal, wie harmlos der Gegenstand auch erscheinen mag, als Spartanerin weiß sie genau, wie sie ihn gegen ihr Gegenüber verwenden kann. Von klein auf wurde ihr beigebracht, ihre kriegerischen Fähigkeiten zu trainieren und sie einzusetzen, um andere Menschen zu beschützen.

Als innerhalb des letzten Schuljahres ihre Eltern getötet und als Schnitter-Assasinen entlarvt wurden, geriet für Rory, die nichts von der wahren Identität ihrer Eltern gewusst hatte, die Welt aus den Fugen. Die Schnitter sind die bösen, oftmals skrupellosen Verbrecher unter den Kriegern, die einst versucht hatten, Loki, den Gott des Chaos, zu befreien und unter seiner Führung die Weltherrschaft zu übernehmen. Dies wurde allerdings von Gwen Frost verhindert.

Obwohl Rory mit all dem Leid, für das ihre Eltern verantwortlich sind, nichts zu tun hatte, wird sie seit dem Tod ihrer Eltern von den anderen Mythos-Schülern so gehässig behandelt, als gehöre sie selbst den Schnittern an.

Dementsprechend wenig freut sie sich, als mit dem ersten Schultag ein neues Schuljahr an der Mythos Academy beginnt und sie auf den Campus zurückkehren muss. Doch schneller als ihr lieb ist wird sie in einen gefährlichen Kampf um Leben und Tod verwickelt und muss feststellen, dass die Schnitter sich wieder zusammengefunden haben und nun neue, finstere Pläne verfolgen.

Wird sie endlich die Chance bekommen, die sie sich schon so lange wünscht, und all die Fehler und schrecklichen Taten ihrer Eltern wiedergutmachen können?

Textausschnitt:

„Ein Schrei gellte durch die Luft und brachte mich zum Verstummen.

Bevor ich auch nur blinzeln konnte, erklang ein weiterer Schrei und hallte durch die Bibliothek. Das grelle, kreischende Heulen ließ mich zusammenzucken und mir blieb die Luft weg.

Das waren keine menschlichen Schreie gewesen.

Der Schrei ertönte ein drittes Mal und ich lief zum Geländer der Galerie. Unten stand Amanda in dem freien Raum vor dem Ausleihtresen, ihren Kampfstab erhoben und bereit zuzuschlagen. Vor ihr stand eine große … Kreatur. Ich wusste nicht, wie ich das Ungetüm sonst nennen sollte.

In vieler Hinsicht erinnerte mich das Wesen an einen Nemeischen Pirscher – der pantherartige Körper, die brennend roten Augen, das nachtschwarze Fell mit den blutroten Strähnen. Aber seine Pfoten waren viel, viel größer als die eines normalen Pirschers, als gehörten sie eigentlich zu einem größeren Geschöpf und wären diesem Wesen nur versehentlich angeklebt worden. Die rasiermesserscharfen Krallen waren länger als meine Finger und glänzten rot, als sei jede einzelne Kralle in Blut getaucht worden. Während die Kreatur hin und her wanderte, hinterließ sie qualmende Pfotenabdrücke auf dem Steinboden.

Aber das wahrhaft beängstigende an ihr war ihr Kopf. Oh, die Kreatur hatte zwar den pantherartigen Kopf eines Nemeischen Pirschers, aber ihre Zähne waren viel länger und schärfer als die eines gewöhnlichen Pirschers und glänzten wie gezackte Diamantreihen in ihrem Maul. Riesige schwarze gewundene Widderhörner sprossen aus dem Kopf des Geschöpfs, jedes lief in einem harten Knoten mit einer dolchartigen Spitze aus, während ein Skorpionsstachel am Ende seines langen schwarzen Schwanzes prangte.

Die blutroten Krallen, die spitzen Zähne, die Hörner, der Stachel. Es sah aus, als hätte jemand die Einzelteile verschiedener mythologischer Kreaturen genommen und sie alle bunt durcheinander gemischt, um dieses eine wahrhaft entsetzliche Wesen zu erschaffen.

Amanda huschte schnell um einen der Studiertische herum, brachte ihn zwischen sich und die Kreatur, aber sie zischte erneut und schwarzer Rauch quoll über den Tisch und versengte das Holz, genauso wie die Pfoten des Wesens den Boden verbrannten. Also stank der Rauch nicht nur nach Schwefel, er hatte auch ätzende Eigenschaften.

Ich stand erstarrt da, den Mund vor Schreck weit offen.“

Meine Meinung:

Mir hat „Bitterfrost“ mit seiner spannenden Geschichte und dem fesselnden Schreibstil sehr gut gefallen. Vor allem aber mag ich die ganz eigenen charakterlichen Eigenschaften der Figuren, am meisten die der Protagonistin Rory. Überhaupt war es für mich als Fan der vorherigen „Mythos Academy“-Reihe sehr schön, einige der bereits bekannten Nebenfiguren wiederzusehen und nun als Protagonisten von einer ganz neuen Seite erleben zu können. Die „Mythos Academy Colorado“-Reihe lässt sich übrigens auch gut unabhängig von der „Mythos Academy“-Reihe lesen.

Ich empfehle „Bitterfrost“ allen fantasybegeisterten Leserinnen und Lesern ab zwölf Jahren.

Tipp: Alle Bände beider Reihen gibt es in der Schülerbücherei unserer Schule!

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