Buchempfehlung: „Midnightsong – Es begann in New York“


In dem Jugendroman „Midnightsong“ aus dem Jahre 2020 von Nica Stevens geht es um die 18-Jährige Lynn Collins, die gemeinsam mit ihrer sechs Jahre älteren Schwester Emily und deren Freund Luca in einem Stadtteil in New York wohnt. Emily besitzt dort ein eigenes kleines Café, das Eagel Rock, in dem sie Donuts und Kaffee verkauft.

Eines Tages soll Lynn alleine in das Café gehen, da Emily einen Termin beim Zahnarzt hat. Nichts ahnend betritt sie den Laden und bereitet gerade alles für den Verkauf vor, als sie draußen auf der Straße einen riesigen Auflauf von Menschen entdeckt. Sie erkennt eine Vielzahl Mädchen, die wie wild auf der Straße herumlaufen. Dazwischen ein schwarzer Van der genau vor dem Eagel Rock zum Stehen kommt. Die Kreuzung wird immer voller und zwei Polizisten auf Motorrädern versuchen die Menschenmassen zu stoppen. Plötzlich klopft es an der Fensterscheibe. Ein großer schwarzgekleideter Mann steht dort und deutet wild fuchtelnd auf die Tür. Schlussendlich öffnet Lynn die Tür. Der Mann erklärt, dass sie dringend Hilfe brauchen und sie gerne Unterschlupf im Café suchen würden. Lynn ist verwirrt und sehr skeptisch und möchte lieber erstmal mit ihrer Schwester reden, da sie die Inhaberin des Cafés ist. Doch der Mann ist ziemlich in Eile und redet sogar von einem Scheck den er dem Café dafür ausstellen möchte. Ihr ist nicht ganz wohl bei der Sache, jedoch lässt sie sie nach kurzem Zögern aber doch rein. Schließlich ist sie neugierig. Doch als sie sieht, wer da gerade den Laden betritt, fallen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf. Sie braucht einen Moment bis es richtig realisiert. Der gutaussehende Mann, der da vor ihr steht, ist nämlich nicht irgendjemand. Es ist Ryle. Und dicht gefolgt von seiner im ganzen Land bekannten Band REANIMATION.

Leseprobe:
Ich löste mich aus meiner Starre und führte sie in den angrenzenden Lagerraum, wo sich Emilys selbst gemachtes Gebäck und handverlesene Teesorten in den Regalen stapelten.

„Tut mir leid, mehr kann ich nicht bieten“, sagte ich zu dem Bodyguard, der mich um Hilfe gebeten hatte. Er bekam es nicht mit, weil er mit vier Kollegen und einem Mann im Anzug eifrig diskutierte. „Das reicht vollkommen“, antwortete Ryle an seiner statt. „Wir sind einfach nur froh, hier Unterschlupf gefunden zu haben. Danke.“

Seine Stimme klang tief und zugleich sanft. Sie hallte tief in meinem Inneren wieder und ich bekam eine Gänsehaut. Kein Wunder, dass er damit Geld verdiente. Ich traute mich kaum, ihn anzusehen, und wagte nur kurz einen Seitenblick. Mir fielen die zerzausten braunen Haare und seine blauen Augen auf. Ich nickte, damit ich wenigstens irgendwie auf seine Worte reagierte. Dann zwang ich mich dazu, mich wieder von ihm abzuwenden. Nach allem, was da draußen gerade geschehen war, konnte er sicher gut darauf verzichten, hier von mir angestarrt zu werden. Er gesellte sich zu den anderen Jungs, die mittlerweile auf dem Boden saßen und auf ihren Smartphones tippten. Die Beine lässig nach vorn gestreckt, lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen. Höflicherweise sollte ich ihnen wohl etwas anbieten.

„Möchte jemand Kaffee, Donuts oder Cookies?“

„Nein, danke“, erwiderte der Mann im vornehmen Anzug, den ich auf Ende vierzig schätzte. Er strich über sein kurz rasiertes Haar. „Wir arbeiten daran, schnellstmöglich von hier verschwinden zu können.“

Um nicht sinnlos herum zu stehen, ging ich zurück ins Café, nahm meinen Laptop aus dem Rucksack und setzte mich an einen der Tische. Vielleicht konnte ich mich ablenken, wenn ich weiter an der Bewerbungsmappe für die Uni arbeitete. Die gaffenden Fans schrien die Namen der Jungs und kreichten dermaßen laut, dass ich mich fragte, wie ihre Stimmbänder das aushielten. Seit ich den Raum betreten hatte, trommelten sie wieder gegen das Fenster. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, dass die Scheibe nicht mehr lange standhielt. Da ich mich unter den Blicken der Fans unwohl fühlte, ging ich wieder zu den anderen ins Hinterzimmer und ließ mich direkt bei der Tür im Schneidersitz auf den Boden nieder. Den Laptop platziert ich auf meinem Schoß und hielt den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet. Der Anzugträger ging neben mir in die Hocke. „Ich bin Mark Stinger – der Manager“, stellte er sich vor. „Über Twitter und Instagram spricht sich schnell herum, wo sich die Band gerade aufhält. Draußen wird es immer voller, weshalb der Straßenverkehr zusammengebrochen ist und wir trotz der zusätzlichen Einsatzkräfte nicht wegkommen. Wir haben einen Hubschrauber geordert, müssen aber noch auf dessen Landeerlaubnis warten.“

Ich nickte stumm. Als er sich erhob und wieder zu den anderen Männern trat, bemerkte ich, dass Ryle mich beobachtete. Obwohl ich ihn dabei ertappte, sah er nicht weg. Ich merkte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. „Ist das immer so?“, platzte es aus mir heraus.

„Ähnlich“, erwiderte er. „Heute ist es eskaliert.“

„Ganz schön beängstigend“, sagte ich und starrte wieder auf den Bildschirm, ohne etwas zu sehen.

„Es ist nett von dir, dass du uns hilfst. Verrätst du mir deinen Namen?“

„Ich bin Lynn. Das ist das Café meiner Schwester. Ich helfe hier heute nur aus.“

Es war schwierig, eine bequeme Sitzposition zu finden, da ich vor Anspannung verkrampfte. Ich vermied es, von meinem Laptop aufzuschauen. Er sollte sich nicht dazu genötigt fühlen, sich mit mir unterhalten zu müssen.

„Und was machst du sonst?“, erkundigte er sich trotzdem.

Nun sah ich ihn an. Seine Mundwinkel umspielte ein kaum wahrnehmbares Lächeln, das dennoch seine Augen erreichte und seinem Blick einen unergründlichen Ausdruck verlieh. Die anderen Jungs lehnten mit den Köpfen an den Schultern des jeweils anderen und dösten. Es war vormittags. Sie mussten ganz schön fertig sein, wenn sie um diese Tageszeit und in dieser Position einschliefen.

„Ich will Kommunikationsdesign studieren und arbeite derzeit an meiner Bewerbungsmappe für die Uni“, antwortete ich nach einem kurzen Zögern. „Darf ich mal schauen?“ Ryle stand auf, kam zu mir und setzt sie sich neben mich.

Seine plötzliche Nähe machte mich nervös. Mir fiel auf, wie angenehm frisch er nach einer Mischung aus Lavendel und Minze roch. Die aktuelle Single von Reanimation lief derzeit permanent im Radio. Erst gestern war ich mit Emily am Times Square unterwegs gewesen und hatte auf dem großen LED-Werbetafeln ein Video der Band gesehen. Die fünf Jungs starteten am nächsten Tag ihren Tour-Auftakt legendären Madison Square Garden. Man musste kein Fan sein und doch begegneten sie einem seit Monaten überall. Ob in Magazinen, im Fernsehen oder Internet – sie waren stets präsent. Und nun saß Ryle Cooper höchstpersönlich neben mir und zeigte Interesse an meiner Arbeit. Er verengte die Augen, als wollte er sich jedes Detail genau einprägen. So dunkelblaue und klare Augen hatte ich niemals zuvor gesehen. Ich musste mich zusammenreißen, ihn nicht unverhohlen anzustarren. Deshalb konzentrierte ich mich wieder auf meine Grafik: eine Gitarre, auf deren Korpus ich eine Weltkarte im 3-D-Effekt gestaltete.

„Was ist das Thema?“, fragte er.

„Die Vielfalt der Sprachen“, erwiderte ich.

Jetzt war er es, der mich von der Seite musterte. Doch ich tat, als würde ich es nicht merken.

„Ich finde, Musik ist eine eigene Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht“, erklärte ich in Bezug auf das Bild.

Da er mich immer noch ansah, gab ich mir einen Ruck und wandte mich ihm zu. Im war sicher bewusst, wie verdammt süß er in diesem Moment aussah.

Ryle beugte sich näher zu mir. „Eine Melodie verändert deinen Herzschlag. Ihr sanfter Klang streichelt deine Seele, ein schneller Rhythmus beschleunigt deine Atmung und kraftvolle Akkorde setzen Adrenalin frei. Egal wer du bist oder wo du lebst, ihre Wirkung ist bei allen gleich.“

Meiner Meinung nach ist Midnghtsong ein sehr besonderes Buch, das einem zeigt, dass alles möglich ist. Empfehlen würde ich es eher Mädchen ab zwölf Jahren.

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