Avatar: The Way of Water – Haben sich 13 Jahre Warten gelohnt?

Nachdem der erste Avatar-Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ 2009 in die Kinos kam, setzt „Avatar: The Way of Water“ jetzt, 13 Jahre später, die Geschichte von Jake Sully, Neytiri und dem Volk der Na’vi auf Pandora fort und bahnt den Weg in die geplante fünfteile Filmserie.

Nachdem man sich jahrelang in der Heimat des Waldes in Frieden und Sicherheit wog, droht nun eine neue, alte Gefahr: Die Menschen kehren auf den bewohnten Mond zurück und wollen die Na’vi erneut vertreiben. Ohne dabei zu viel zu verraten, gibt schon der Name des Films Preis, dass die Handlung diesmal in den Meeren Pandoras stattfindet, sodass man die bisher unbekannte Unterwasserwelt des Avatar-Universums zu Gesicht bekommt.

Wird aber der jüngste Bruder dem unglaublich erfolgreichen Vorgänger gerecht?


Die technische Umsetzung

„Aufbruch nach Pandora“ wurde nicht zuletzt wegen der besonders für die Zeit der Erscheinung des Films extrem realistischen und detaillierten visuellen Umsetzung bewundert. Auch im Nachfolger wird schnell klar, wie viel Arbeit hinter dem neuen Action-Film steckt.

Während andere Filme mit Unterwasserszenen ihre Schauspieler gerne in Seilkonstruktionen spannen, durch die sie vortäuschen können zu schwimmen, setzte James Cameron bei der Umsetzung tatsächlich auf die Aufnahme im Wasser. Dafür wurden zwei große Wasserbecken errichtet. Das ist auch der Grund, weshalb der zentrale Cast lernen mussten, bis zu sechs Minuten lang die Luft anzuhalten und ein Tauchtraining abschließen musste. Außerdem musste die Motion-Capture-Technik, die die Schauspieler durch spezielle Anzüge und Sensoren trackt und letztlich ermöglicht, deren Bewegungen auf die späteren Na’vi-Äquivalente „aufzubringen“, zuerst einmal für Wasseraufnahmen angepasst werden. Das bedeutete dann, dass für Aufnahmen im Trockenen und kühlen Nass jeweils ein verschiedenes System zum Einsatz kam, die aber beide mit den anderen Systemen vollständig kompatibel sein müssen. Nicht zuletzt deswegen ist so viel Zeit bis zur Veröffentlichung vergangen.


„Ist das echt oder fake?“

Die ganze Arbeit zahlt sich am Ende aber aus! Denn, drücken wir es einfach aus, der Film sieht bombastisch aus. Die Bewegungen und Dynamik der Charaktere und die wahnsinnig detaillierte Umgebung mit Flora und Fauna wirken so unheimlich echt, dass man sich fühlt, als würde man tatsächlich geschehene Ereignisse auf einer fernen Welt hautnah miterleben. Auch mit Farben wurde nicht gespart; Die Biolumineszenz von so ziemlich allem, was auf Pandora lebt, hat mich manchmal so abgelenkt, dass ich vergessen habe, die Handlung nachzuvollziehen.

Wer aber gegenüber computergenerierten visuellen Effekten kritisch ist, für den ist Avatar offensichtlich wohl eher nichts, was aber auch schon für den ersten Teil gilt. Aus der zum Teil neu entwickelten Technik wurde hier so viel herausgeholt wie nur möglich.


Eine alte, neue Handlung?

Gehen wir aber ein wenig weg von dem Aussehen des Films, das für mich tatsächlich schon die größte Stärke von „The Way of Water“ ist, und nehmen, spoilerfrei, die Handlung etwas genauer unter die Lupe. Schon bei der kurzen Zusammenfassung am Anfang des Artikels hat sich der ein oder andere, der den ersten Teil schon kennt, vielleicht gedacht: „Das kommt mir ziemlich bekannt vor – ist die alte Geschichte also einfach nochmal neu angemalt worden?“

Die Antwort hierauf ist ein klares „Jain“. Ja, die Geschichte dreht sich zentral wieder um den Konflikt zwischen den Na’vi und den Menschen und sogar die Hauptcharaktere bleiben zu weiten Teilen dieselben. Zwar gibt es einige neue Twists, Geheimnisse, eine ganze Karre neuer Charaktere und wie gesagt eine völlig neue Umgebung, die dem Film durchaus neuen Antrieb verleihen, doch im Kern wird wieder auf die alt bewährten Konflikte des ersten Teils gesetzt. Das heißt jedoch nicht, dass der Film trotz seiner überdurchschnittlichen Länge von über drei Stunden langweilig wird! Im Gegenteil, ich war sogar überrascht als der Film „schon“ zu Ende war. Die neu eingeführten Elemente geben dem Film daher also einen guten, spannenden Anstrich, aber es ist und bleibt nur ein Anstrich.

Ein für mich eindeutiger Kritikpunkt ist jedoch das Verhalten der Charaktere. Oft genug habe ich mir gedacht: „Warum tust du das!?“, „Nein, das ist keine gute Idee.“ oder „Woher kommt das jetzt?“. Kurz gesagt wirkt es an einigen Stellen so, als würden die Charaktere bewusst falsche Entscheidungen treffen, bloß, um die Handlung spannend zu halten. Schlussendlich lässt sich der Kerninhalt des Actionfilms trotz seiner Länge in wenigen Sätzen zusammenfassen.


Was machen wir jetzt daraus?

Fassen wir noch einmal zusammen. „Avatar: The Way of Water“ wurde lang erwartet und war wie schon der große Bruder ein Erfolg schlechthin. Die bei dem Dreh verwendete Technik und das Können Camerons samt seiner Crew geben dem Film einen ganz besonderen, wahnsinnig detaillierten und farbenprächtigen Look, der den Zuschauer förmlich in die Avatar-Welt hineinsaugt. Umso durchschnittlicher schneidet dafür die durchaus als oberflächlich zu bezeichnende Handlung ab. Sie knüpft zwar oft gut und beinahe nostalgisch an „Aufbruch nach Pandora“ an und weiß die emotionale Bindung der Na’vi an ihre Heimat wieder aufzufangen und wiederzugeben, kopiert und überträgt aber umso mehr von dem Vorgänger. Die neuen Charaktere sorgen zwar für neuen Treibstoff, glänzen aber weniger durch ihre Stereotypen und teils nicht wirklich nachvollziehbaren Entscheidungen.

Insgesamt geben diese Punkte dem Ganzen aber keinen Abbruch; Der Film ist und bleibt spannend, emotional und technisch einwandfrei umgesetzt, doch für die zukünftigen Teile erhoffe ich mir zumindest ein wenig frischen Wind in der Kernhandlung.

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