Das Earthucation-Projekt – Im Interview mit Frau Nappe, Herrn Lehmann und Frau Volz

Seit mehreren Monaten beschäftigen sich einige Schülerinnen und Schüler des MBGs im Rahmen des Erasmus+-Projekts Earthucation mit der wichtigen Frage, wie sie ihr Leben effektiv nachhaltiger gestalten können. Wir haben für euch Genaueres in Erfahrung gebracht.


StilEcht: „Wie kam es zur Idee und der Entstehung des Earthucation-Projekts? Handelt es sich dabei um eine Art Fortführung des vorangegangenen Erasmus-Projekts?“

Frau Nappe: „Ja, genau. Wir sind sozusagen das Ergebnis aus Life in Plastic (LIP), dem ersten Erasmus-Projekt hier am MBG, das sich um die Themen Plastikkonsum, Plastikverbrauch und Plastikreduzierung gedreht hat. Nachdem dieses Projekt dann zu Ende gegangen war, haben wir gemerkt, dass es nicht reicht, sich nur auf Müll und Plastik zu konzentrieren, denn wenn wir nachhaltiger leben möchten, müssen wir größer denken. So kam es dann zu dem zweiten Erasmus-Projekt, Earthucation.

Herr Lehmann: „Es stellt sich immer häufiger die Frage, wie man sein Leben nachhaltiger gestalten kann. Stehe ich beispielsweise im Supermarkt und rege mich über den Sinn und Unsinn von in Plastik verpackten Gurken auf, stellt sich für mich zwangsläufig die Frage, was denn nun nachhaltiger ist: Die Gurke erst gar nicht zu essen oder die Plastikverpackung in Kauf zu nehmen? Durch die Verpackung hält sie sich dann zwar während des Weges von Spanien bis hier her in unsere Supermärkte, doch hier geht das Problem weiter, wenn man die Lebensmittelverschwendung mit bedenkt. Deshalb erschien es uns sinnvoll, nicht bereits nach dem Life in Plastic-Projekt aufzuhören, sondern daran anzuknüpfen und nun mit Earthucation fortzuführen.

Damals waren neben uns beiden auch Frau Kyas, Frau Leschitzki, Frau Moskopp, Frau Ruhl, Frau Feldt und Frau Colloseus dabei.“

Frau Nappe: „Frau Colloseus hatten wir sozusagen in LIP adoptiert, da wir jemanden gebraucht haben, der mit uns nach Polen fährt. Diese Fahrt war eine der wenigen Möglichkeiten vor Corona, Erasmus überhaupt so anzugehen wie wir das wollten und Schülerbegegnungen zu ermöglichen.“

Herr Lehmann: „Dann haben wir uns im Februar 2020 tatsächlich noch mit unseren damals ehemaligen Partnern in Rom treffen können, um das Projekt zu planen. Dabei haben wir bereits einige Pläne entwickelt. Obwohl sich die Schule aus Rom in der Zwischenzeit entschlossen hat, aus dem Projekt auszusteigen, haben wir den Antrag im April 2020 dennoch fertiggestellt und konnten zum Glück eine andere italienische Schule finden, die mitmachen möchte. Auch die Polen sind aufgrund der Coronapandemie schließlich leider ausgestiegen.“

Frau Nappe: „Auch die Dänen haben sich aus dem Projekt verabschiedet, da eine Kollegin erkrankt ist, die das Erasmus-Projekt an der dänischen Partnerschule überwiegend gestemmt hat. So kam es, dass wir auf einmal ohne unsere Partner aus dem alten Projekt da standen, was sehr schade war, da es uns auch darum ging, nicht nur ein einziges, großes Projekt auf die Beine zu stellen, sondern langfristig zusammen zu arbeiten und in Kontakt zu bleiben. Daher mussten wir uns auf die Suche nach neuen Partnern machen.“

StilEcht: „Das stellen wir uns sehr schwierig vor.“

Herr Lehmann: „Corona hat das Projekt nun natürlich zusätzlich auch für uns hier an der Schule schwerer gemacht. Bevor Corona zugeschlagen hat, gab es doch das Klimaläuten freitags um fünf vor zwölf. Zwei Wochen lang konnte die Aktion durchgeführt werden, doch dann ging es im März 2020 in den Lockdown und seitdem redet keiner mehr davon. Außerdem gab es einmal die Idee, einen Schulflohmarkt zu organisieren, der allerdings ebenfalls im Zuge von Corona untergegangen ist.“


StilEcht: „Aus welchen Jahrgangsstufen kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts?“

Frau Volz: „Die Teilnehmer kommen größtenteils aus der achten und neunten Klasse, ganz wenige auch aus der siebten, zehnten und der elften. Wir hatten darauf geachtet, dass die Teilnehmer zwischen der achten und zehnten Klasse sind, als wir mit dem Projekt angefangen haben, damit sie noch nicht in der Abiturzeit sind, wenn das Projekt beendet wird. Das war uns wichtig.“

Frau Nappe: „Wir haben während des Lockdowns in der Pandemie angefangen und das war zunächst ziemlich komisch, da wir uns in der Anfangszeit alle nur über BigBlueButton oder Zoom-Konferenzen gesehen haben.“

Herr Lehmann: „Wenn wir als nächstes nach Griechenland fahren, reisen da eine Schülerin aus der zehnten Klasse mit, zwei Achtklässlerinnen und eine aus der Siebten.“


StilEcht: „Wie funktioniert das während den Fahrten eigentlich mit der Kommunikation? Wird dann auf Englisch gesprochen? Oder auf welche Sprache wird sich geeinigt?“

Frau Nappe: „Ja, Projektsprache ist Englisch, bereits von Anfang an, auch schon während des ersten Projekts. Mit den Polen hatten wir Glück, da die Schülerinnen und Schüler dort in der Schule Deutsch lernen und auch unsere italienischen Partner konnten ein wenig Deutsch, aber allen anderen ist die deutsche Sprache fremd. Deswegen haben wir uns auf Englisch unterhalten. Unseren Partnern geht es, was das angeht, genauso wie uns, da auch sie keine Muttersprachler sind, weswegen wir uns auch mit Händen und Füßen verständigen, aber das hat bisher immer gut geklappt.“


StiEcht: „Welche Interessen sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu dem Earthucation-Projekt mitbringen?“

Frau Nappe: „Es gab vor Beginn des Projekts einen Bewerbungsbogen, so wie man das früher von einem Steckbrief kannte. Wer also Interesse bekundete, dass er oder sie Teil des Projekts werden wollte, musste einen solchen Bogen ausfüllen, damit wir besser einschätzen konnten, wer mit welchem Ziel kommen möchte. Es gab ganz viele unterschiedliche Ideen, die die SchülerInnen mitgebracht haben, weswegen sie an dem Projekt teilnehmen wollen. Das fängt an bei großen Zielen wie „Ich möchte die Welt verbessern und verändern.“, aber auch kleineren Zielen, so wie „Ich möchte in meinem Alltag weniger Energie verbrauchen.“ oder „Ich möchte herausfinden, wie sich die Elektromobilität in den nächsten Jahren verändern wird.“ und so kam es dazu, dass das Projekt zu einem bunten Sammelsurium an ganz unterschiedlichen Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern wurde.“

Herr Lehmann: „Wir waren sehr positiv überrascht, als wir die Bewerbungen durchgelesen haben und sich herausgestellt hat, dass sich bereits ein Viertel der Schülerinnen und Schüler, die teilnehmen, bereits dazu entschieden haben, vegetarisch oder sogar vegan zu leben. Auch beim Thema Achtsamkeit waren wir sehr beeindruckt, denn viele haben bereits Yoga-Erfahrungen gemacht oder führen Bullet Journals, durch die sie sich selbst reflektieren. Solche Dinge haben dann natürlich auch Ausschlag dafür gegeben, welchen Themengruppen die Schülerinnen und Schüler dann letztendlich zugeordnet wurden.“


StilEcht: „Das ist eine ziemlich bunte Mischung. Welche verschiedenen Projektgruppen gibt es denn alle?“

Frau Nappe: „Die Projektgruppen heißen bei uns EFGs, für European Focus Groups. Im Erasmus-Bereich gibt es nämlich eine eigene Sprache mit eigenen Abkürzungen, das ist am Anfang immer sehr verwirrend für alle Beteiligten. Am besten gehen wir die EFGs chronologisch durch. Zum einen haben wir eine Mindfulness-Gruppe, die sich mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt. Mit der Gruppe waren wir im vergangenen November Gastgeber.“

Herr Lehmann: „Dann verreist jetzt bald die Gruppe Energy and Transport nach Griechenland, wo es vor allen Dingen um erneuerbare Energien gehen wird, und anschließend nach Lettland, um uns mit dem Thema Verkehr auseinander zu setzen.“

Frau Nappe: „Außerdem gibt es die Gruppe Ecosystems, also Ökosystem im Kleinen. Die Projekte drehen sich hier vor allem darum, was gerade mit unseren Wäldern passiert. Die Letten sind in einer Moorregion rund um Riga angesiedelt, wo man sich gut damit beschäftigen kann, was gerade mit dem Ökosystem Moor passiert.“

Herr Lehmann: „Dann haben wir die Food-Gruppe, mit der wir wegen des Essens nach Griechenland reisen werden.“

Frau Nappe: „Des Weiteren gibt es Water and Gardening. In dieser Gruppe schauen wir zum einen, was mit unserem Wasser passiert und ob es noch genug Trinkwasser gibt. Ein weiteres Thema, mit dem wir uns zusammen mit der Food-Gruppe beschäftigen, ist das saisonale und regionale Anbauen von Lebensmitteln. Was funktioniert beispielsweise hier im Westerwald gut, in Italien allerdings überhaupt nicht und umgekehrt?“

Herr Lehmann: „An dieser Stelle fällt besonders auf, wie die Partner und wir unterschiedliche Eigenarten in das Projekt einbringen. Die Letten haben wegen der Moore die Führung für die European Focus Group Ecosystems, während die Italiener die Führung für die Gruppe Water and Gardening besitzen, da es in Italien zum einen die trockene Toskana, aber auch das von Wasser umgebene Mantua sowie die schneebedeckten Alpen gibt. In Italien spielt die Trinkwasserversorgung daher eine besonders große Rolle.

Am Ende sind wir dann wieder die Gastgeber für Fashion sowie für Technology, wobei wir die beiden Projektbereiche ein bisschen gebündelt haben, da es um exchange platforms gehen wird und dieses Thema für beide Gruppen interessant ist. Wir werden zum Beispiel besprechen, wie sich nachhaltigeres Leben durch den Austausch von Gegenständen gestalten lässt, oder wie ich das Display meines Handys ersetzen kann, wenn es mir heruntergefallen ist. Oder welche Vorteile es hat, nicht jedem Trend hinterherzulaufen, sondern Kleidungsstücke länger zu tragen.“

Frau Volz: „In meiner Projektgruppe Technology geht es auch darum, den richtigen Umgang mit technischen Geräten zu erlernen, damit beispielsweise der Handyakku länger hält und nicht bereits nach ein oder zwei Jahren ersetzt werden müsste. Mit meiner Gruppe würde ich mir daher gerne einmal ein Repaircafe anschauen, um so etwas vielleicht eines Tages auch hier in der Schule zu etablieren. Schülerinnen und Schüler können sich dort beraten lassen, ob ihre kaputten technischen Geräte wieder repariert werden können, statt sie zu entsorgen und neue zu kaufen. Sollten sie noch weitestgehend funktionstüchtig sein, ist das Wegwerfen nämlich eine ziemlich große und unnötige Belastung für die Umwelt, die man vermeiden kann.“


StilEcht: „Wie groß sind die einzelnen Gruppen denn in etwa?“

Frau Nappe: „Die gesamte Schulgruppe umfasst ein bisschen mehr als zwanzig Schülerinnen und Schüler. Unsere European Focus Groups, die wir gerade aufgezählt haben, sind dementsprechend nicht größer als vier oder fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Gruppe.“

Herr Lehmann: „Das bietet uns aber auch einige Vorteile. Wenn wir zum Beispiel nach Griechenland reisen werden, werden ja die Teilnehmenden von vier verschiedenen Schulen aus vier verschiedenen Ländern dort zusammenkommen. Hätten wir größere Gruppen von etwa zehn Leuten, kämen vor Ort dann vierzig Leute zusammen, also zehn von jeder Schule. Das hätte folglich den Nachteil, dass die Begegnungen gar nicht mehr so intensiv sein können, da die Wahrscheinlichkeit größer wäre, dass sich jeder größtenteils in seiner Landesgruppe aufhält. So werden wir in Griechenland aber nur zwölf Gäste sein, nämlich vier aus Deutschland, vier aus Italien und vier aus Lettland. Dementsprechend kann viel besser Kontakt untereinander aufgenommen werden, was in einer großen Gruppe so überhaupt nicht möglich wäre. Und der internationale Austausch der Schülerinnen und Schüler steht ja neben den Projekten im Vordergrund des Gedankens von Erasmus.“

Frau Volz: „Jede Schülerin und jeder Schüler hat einen Partner oder eine Partnerin aus einem der anderen Länder. Das heißt, wenn diejenigen aus Deutschland ins Ausland fahren, kommen sie bei den Familien ihrer Partner unter. Daher besteht natürlich immer der Wunsch, dass daraus bleibende Freundschaften entstehen, da einer der Grundgedanken ein Zusammenwachsen der Schülerinnen und Schüler über die Grenzen hinaus ist.“


StilEcht: „Also sind wir die einzige Schule aus Deutschland, die an dem Projekt teilnimmt?“

Frau Nappe: „Nein, so kann man das nicht sagen. Earthucation gehört zu den Erasmus-Projekten. Erasmus bietet die Möglichkeit, diese Austauschprogramme ins Leben zu rufen. Wir haben uns damals gesagt, dass wir die koordinierende Schule werden möchten und haben uns dieses Projekt für unsere kleine Gruppe ausgedacht. Aber so wie wir denken auch viele andere Schulen in Deutschland und führen ganz verschiedene Projekte durch. Eine weitere Schule ist die Nelson-Mandela-Realschule-Plus hier direkt neben uns. Dort beschäftigen sie sich von viel länger damit als wir, haben aber ihr eigenes Projekt unabhängig von unserem. Nur innerhalb unseres eigenen Projekts, Earthucation, sind wir die einzigen deutschen Partner.“

Herr Lehmann: „Es geht eben immer darum, eine Schulpartnerschaft zwischen den Schulen zu knüpfen, die sich dann für die Dauer des Projekts zusammenschließen.“

Frau Nappe:Erasmus beginnt bereits bei den Kleinsten. Während bei uns das Life in Plastic-Projekt lief, hat die Grundschule hier in Dierdorf ihr eigenes Erasmus-Projekt in Polen gehabt. So geht es dann bis zur Uni weiter. Unsere Fremdsprachenlehrer, wie zum Beispiel Herr Lehmann, hatten über Erasmus die Möglichkeit, ihre Auslandssemester anzutreten und wurden von Erasmus dabei unterstützt. Der Grundgedanke der Europäischen Kommission, die dahintersteckt, ist, die Grenzen zu öffnen und jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich grenzüberschreitend kennenzulernen, gemeinsam zu lernen und in Frieden miteinander zu leben und zu arbeiten, um so eben im besten Fall langfristig Kriegen in Europa entgegenzuwirken.“


StilEcht: „Finden außerhalb der Fahrten in die anderen Partnerländer auch andere Projekte innerhalb der Gruppen statt?“

Frau Volz: „Die Projektgruppe Technology würde gerne im Rahmen des Projektes Firmen besuchen, die alte Verpackungen oder Elektro-Schrott etc. recyclen, um einen tieferen Einblick in die Verfahren zu bekommen, beispielsweise wie hoch der Energieaufwand letztendlich ist. Das würde ich sehr interessant finden. Zudem würden wir gerne wissen, wie viel unseres Mülls tatsächlich recycelt werden kann. Gibt es genug Kapazitäten?

Offensichtlich kann nicht alles recycelt werden, denn sonst würde es nicht die erschreckenden Bilder von Agbogbloshie/Ghana (größte Elektroschrotthalde der Welt) geben.

Die spannende Frage lautet: Wie viel kann tatsächlich recycelt werden und wie viel wird jährlich in Drittländer verschifft, da es einfacher und billiger ist. Diese Erkenntnisse möchten wir gerne mit der gesamten Schule teilen und eventuell darüber hinaus (Partnerschulen).

Wichtiges Ziel: Ein Bewusstsein bei allen dafür zu schaffen, so viel wie möglich Verpackungen und Elektroschrott zu vermeiden bzw. zu reduzieren, denn das schont die Umwelt am besten.“

Frau Nappe: „Projekte und Fahrten finden permanent statt. Wir arbeiten hier vor Ort meist im Kleinen, vernetzen uns dann aber immer wieder neu mit den anderen European Focus Groups. Es gibt heiße Phasen (so haben wir sie genannt), die immer dann anstehen, wenn es auf eine Fahrt zugeht. Innerhalb dieser Zeit laufen dann einige organisatorische Arbeiten im Verborgenen. Außerdem unternehmen wir natürlich Exkursionen mit unseren Gruppen. Da geht es dann beispielsweise nach Andernach, die essbare Stadt, mit der Food-Gruppe. Wir haben insgesamt ein sehr buntes Programm für die nächsten zwei Jahre gestaltet, in dem wir immer wieder zusammenkommen und auseinandergehen werden.“


StilEcht: „Also gibt es auch Projekte, für die zwei oder drei Focus Groups zusammenkommen, da das Thema für mehrere EFGs interessant ist?“

Frau Nappe: „Ganz genau. Wir versuchen die ganze Schule hier am MBG in unsere Projekte einzubeziehen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Aufruf zum Klima Fasten, der vor kurzer Zeit über Sdui veröffentlicht wurde. Bei solchen Gelegenheiten, die sehr eng mit Earthucation im Zusammenhang stehen, versuchen wir mit der gesamten Schule zusammenzuarbeiten. Auch der Flohmarkt, den wir am Ende des Projekts mit der Fashion-Gruppe organisieren werden, wird für die ganze Schulgemeinschaft sein. Andernfalls lohnt sich eine solche Aktion auch nicht, da wir sonst zu wenige Leute wären.“


StilEcht: „Gibt es so etwas wie ein Abschlussziel, welches das Projekt mit sich bringen soll, wenn es sich dann in zwei Jahren dem Ende zuneigt?“

Herr Lehmann: „Idealerweise sollte es dann so sein, dass wir an einer anderen Schule leben werden. Dieses Ziel ist natürlich ein wenig utopisch, aber wir möchten erreichen, dass die Schule beispielsweise mehr auf Energie achtet. Oder dass sich nach Corona wieder mehr Fahrgemeinschaften bilden, um bei den derzeit steigenden Treibstoffkosten nicht nur Geld zu sparen, sondern vor allem auch weniger CO2 auszustoßen.

Seht euch unser riesiges Schulgelände an. Das wird zwar sehr ordentlich und schön gepflegt, allerdings könnte man an dieser Stelle einmal genauer hinschauen und überlegen, wo man unterschiedlichen Lebewesen mehr Lebensraum gewähren könnte. Dann sähe das Gelände zwar – in den Augen des ein oder anderen Betrachters – nicht mehr so schön aus wie zuvor, aber es würde einen wesentlich größeren Mehrwert für die Schöpfung bieten.

Ein weiteres Beispiel ist die Kirche, die idealerweise beschließen könnte, das Dach mit Solarzellen zu versehen oder Windräder auf ihren Wiesen aufzustellen. In der Mensa könnten wir nur noch regionales und nachhaltig produziertes Essen anbieten.

Mit all den genannten Punkten geraten wir zwar in den Bereich des Utopischen, der außerhalb dessen liegt, was ein Projekt in diesem Zeitraum erreichen kann. Dennoch kann man versuchen, neue Denkanstöße zu geben und neue Wege aufzuweisen.“

Frau Volz: „Ich finde es zudem wichtig, etwas für die Umwelt zu tun, denn wenn wir der Umwelt helfen, helfen wir gleichzeitig auch uns selbst. Indem wir die Umwelt schützen, schützen wir unseren Lebensraum und stellen dadurch sicher, dass auch nachfolgende Generationen noch hier leben können. Wenn wir die Umwelt jedoch nicht achten, wird dies auf lange Sicht nicht möglich sein. Daher steht der Schutz der Umwelt an erster Stelle. Durch das Projekt möchte ich persönlich einen Beitrag dazu leisten, dass zum Beispiel Elektromüllberge reduziert werden und weniger Energie verbraucht wird.“

Frau Nappe: „Es gibt bei uns innerhalb des Projekts außerdem ein weiteres Ziel, das euch allerdings nicht direkt betrifft. Wir haben uns nämlich dazu verpflichtet, eine Art Curriculum, also einen Lehrplan für Nachhaltigkeit, auf Englisch zu erstellen, sodass man mit dem Paket an Materialien und Ideen, das wir zusammen erstellen werden, an jede beliebige Schule in Europa gehen und dieses Modul empfehlen könnten. Dieses Modul ist von Schülerinnen und Schülern erprobt und erstellt und für die nachfolgenden Schülerinnen und Schüler gedacht. Das ist unser greifbares Ziel, abgesehen von einer Verhaltensänderung, die kommen muss. Die Frage ist nur, wann und in welchem Maße.“


StilEcht: „Vielen Dank für die ausführlichen und sehr interessanten Erklärungen.“

Frau Volz & Herr Lehmann & Frau Nappe: „Sehr gerne, vielen Dank auch an euch.“


Und für alle, die jetzt neugierig geworden oder vielleicht sogar ein bisschen traurig darüber sind, sich für das aktuelle Projekt nicht beworben zu haben: Es wird sehr wahrscheinlich auch in Zukunft nach Earthucation weitere Erasmus-Projekte an unserer Schule geben. Haltet also immer schön die Augen und die Ohren offen. 😊

Dieses Interview wurde von Jolina Händler und Marie Spohr geführt.
Photo by StilEcht

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*