Der schnelle Blick auf den Vertretungsplan auf Sdui, gerade noch die Nachrichten checken, sei es über den TV, den PC oder das Smartphone, das Recherchieren im Internet für den nächsten Vortrag, Streamen, Videos schauen, auf die letzten Nachrichten antworten – und wie wird eigentlich das Wetter morgen? Die Liste, was wir mit unseren digitalen Geräten im Alltag so machen, könnte noch wesentlich länger sein. Oft scheinen wir gar nicht direkt zu bemerken, wie abhängig wir tatsächlich von diesen Geräten, dem Internet und dem Akkustand oder anders ausgedrückt der schnellen, zugänglichen und einfachen Verarbeitung und Weiterleitung von Informationen sind.
Grund genug, ein kleines Gedankenexperiment zu wagen. Stellen wir uns mal vor, was passieren würde, wenn da plötzlich kein einziger Rechner mehr wäre: Kein Smartphone, kein Tablet, kein PC, kein Fernseher, keine Smartwatch und auch nicht die Spielekonsole oder der Kaffeevollautomat.
Was wäre unsere heutige Welt, wenn das alles plötzlich nicht mehr verfügbar wäre? Was wäre, wenn es plötzlich keine Informatik und damit keine Rechner gäbe?
Bevor wir in diese informatische Apokalypse einsteigen, schauen wir erst mal mit einem Schnelldurchlauf, wie die Informatik überhaupt den Weg in unser tägliches Leben gefunden hat.
Die Geschichte des Computers
Die Geschichte der Rechner geht schon bedeutend weiter zurück, als der ein oder andere vielleicht denkt, denn schon 1623 erfand William Schickard, deutscher Astronom und Mathematiker, die erste mechanische Rechenmaschine! Knapp zwei Jahrzehnte später, im Jahr 1642, baute anschließend Blaise Pascal die erste Rechenmaschine, die sechsstellige Zahlen addieren und subtrahieren konnte. Sie sollte seinem Vater dienen, der Steuerberater war. Gottfried Wilhelm baute diese sogenannte Pascaline aus, sodass sie auch multiplizieren und dividieren konnte, bis 1820 die ersten mechanischen Rechenmaschinen mit allen vier Grundrechenarten erschienen. Erst ab 1885 gab es Tastaturen zur Dateneingabe und elektrische Motoren ersetzten die bis dahin verwendeten Kurbeln.
Den Grundstein für unsere heutige moderne Welt der Computer legte Konrad Zuse 1938, als er den ersten Computer erfand, der das binäre Zahlensystem nutze, den sogenannten Z3. Das Binärsystem arbeitet ausschließlich mit Einsen und Nullen anstatt mit Zahlen von null bis neun wie das uns bekannte Dezimalsystem. Warum das so bedeutend war? Noch heute arbeiten Computer auf unterster Ebene auf diesem Zahlensystem! Auch der Z3 war aber noch alles andere als ein handlicher Taschenrechner, wie wir ihn heute kennen. Das zeigt der 1937 entwickelte Rechner von Howard Aiken: Dieser programmierbare Computer hatte eine Länge von, folgendes ist kein Tippfehler, 17 Metern und eine Höhe von 2,5 Metern! Dieser Rechner mit dem Namen „Mark I“ von IBM konnte ungefähr fünf Mal schneller rechnen als ein Mensch und bestand aus 3000 Zahnrädern, 1400 Schaltern und wahnsinnigen 800 Kilometern Kabel.
1948 begann dann der Anfang der nächsten Computerrevolution mit der Entwicklung des Transistors durch die Firma Bell Labs, der Rechner platz- und energiesparender machte. Wir sind also so langsam aber sicher auf dem Weg, keine ganze Halle mehr für einen Rechner zu brauchen. Schlussendlich begann 1971 durch den Intel 4004 die Zeit der Mikroprozessoren, in dem wir uns noch heute befinden. Und Apple kam ins Spiel! 1976 bauten Steve Wozniak und Steve Jobs den Apple I in einer Garage. Er hatte einen Mikroprozessor mit 1 MHz, 4 KB RAM und 1 KB Videospeicher; Nur so zum Vergleich: Heute haben Computer mehrere Gigabyte RAM (1 GB = 1048576 KB)!
Heute wird es immer schwerer, die Computerentwicklung nachzuverfolgen, denn nach dem mooreschen Gesetz, das aus einer Aussage von Gordon Earle Moore 1965 entstand, Mitbegründer von Intel, gilt:
Die Anzahl an Transistoren, die auf einen Chip passen, verdoppelt sich ungefähr alle 18 Monate.
Was wäre wenn…?
Was würde also passieren, wenn wir auf einmal einfach dafür sorgen würden, dass eine dieser Entwicklungen nie stattgefunden hätte und wir von jetzt auf gleich keinen einzigen Computer mehr hätten?
In so einer Situation ist es wohl nicht verkehrt, von einer Katastrophe der Informationen zu sprechen, denn wir hätten keine digitalen Datenträger mehr. Dazu gehört alles von der CD, über die DVD, bis hin zu Festplatten und USB-Sticks. Datenbanken, wie es sie heute in gigantischen Dimensionen gibt, wären uns ein Fremdwort. Nichts könnte einfach per Knopfdruck hochgeladen, gespeichert und verwaltet werden; Keine Fotos, keine Dokumente und erst Recht keine Videos. Das Aktenchaos geriete somit vollständig außer Kontrolle. Wer diese Bürokratie stemmen sollte, wäre mehr als fraglich. Natürlich könnten dementsprechend auch Informationen bei weitem nicht so einfach verschickt und geteilt werden wie heute. Nicht eine einzige Nachricht könnte durch einen Messenger abgeschickt werden, die für uns inzwischen zum absoluten Alltag gehören und essenziell sind, um Menschen miteinander zu verbinden. Dadurch sieht man auch schon, dass es wesentlich aufwendiger wäre, sich über das Weltgeschehen zu informieren, auch wenn somit Fake News wesentlich schlechter die Runde machen würden. Der Newsletter, der auf dem Handybildschirm auftaucht wäre also Geschichte! Menschen, die über keinen besonders guten Orientierungssinn verfügen, wie zum Beispiel ich, hätten es auch bedeutend schwieriger, sich zurechtzufinden. Wie einfach wäre es doch, jetzt einfach schnell die Zieladresse in das Navigationsgerät einzutippen und von einer netten Stimme mit „Wenn möglich, bitte wenden!“, angeschrien zu werden, sobald man sich verfahren hat? Stattdessen müsstest du haufenweise Landkarten mitnehmen und die Reise von oben bis unten durchplanen – das heißt etliches Blättern und Vergleichen. Auch digitale Fahrpläne für öffentliche Verkehrsmittel lägen in unerreichbarer Ferne. Was gäbe das für ein Chaos am Busbahnhof? Wo wir schon bei Plänen sind, gäbe es auch keine Vertretungspläne in der Schule; Weder über Sdui noch auf großen Bildschirmen. Würden stattdessen jeden Tag die Vertretungspläne auf Papier gebracht und überall ausgehängt werden?
Viel weniger amüsant wäre allerdings die Situation im Gesundheitswesen, denn die medizinische Versorgung wäre deutlich schlechter. Es gäbe keine modernen Diagnose- und OP-Techniken, kein MRT und beispielsweise keine computerunterstützten Methoden, um die Größe eines Tumors zu berechnen. Im Krankenhaus sind Abteilungen, Geräte und Anwendungen durch komplexe Netzwerke miteinander gekoppelt, um die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu haben – unerlässlich für Ärzte. Nicht umsonst sind beispielsweise Medieninformatiker auch im Gesundheitswesen gefragt. Die Sicherheit in Autos wäre ohne Airbags, ABS und EPS etc. wesentlich geringer. Auch die Entdeckung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Entwicklung neuer Technologien wären extrem langsam oder gar unmöglich. Das Elektronenmikroskop ist nur eines von vielen Beispielen, die ohne Computer und Informatik niemals in unseren Besitz gekommen wären.
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Computer veränderten unseren Alltag
Wir sehen also, dass wir auf mehr verzichten müssten, als uns auf den ersten Blick vielleicht bewusst ist. Dennoch könnte unser Alltag durchaus stressfreier zugehen, denn die ständige Erreichbarkeit, die mit der digitalen Welt einhergeht, kann bekanntlich durchaus belastend sein. Erst durch die enorme Vernetzung von Menschen über das Internet gelangen zunehmend persönliche Daten auf öffentliche Seiten und oft genug weiß man nicht mal darüber Bescheid, welche Daten man mit einem Klick auf eine Webseite oder der Erstellung eines Accounts teilt. Die (negativen) Folgen von sozialen Medien als auch die Gefahr durch Fake News und Propaganda, die durch das Internet auf bis dahin ungekanntes Potential anstieg, was uns auch die Situation rund um den Ukrainekrieg nochmals direkt vor Augen führt, sind schon wieder so große Themenbereiche, dass sie eines eigenen Artikels wert wären.
Computer, das Internet und im breiteren Sinne die generelle Digitalisierung haben also natürlich nicht nur positive, sondern auch negative Aspekte, denn für alles andere sind die Veränderungen, die sie hervorgerufen haben, schlichtweg zu enorm. Genauso katastrophal als auch womöglich befreiend wäre ein plötzliches Verschwinden dieser Technik aus unserem Alltag; Vielleicht ein Anlass, um sich bewusst zu machen, wie abhängig wir inzwischen von dieser Technologie sind?
Doch wie stehst du persönlich dazu? Ein Leben ohne digitale Geräte: Könntest du es dir vorstellen?
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