Das Earthucation-Projekt – Im Interview mit Sophia Kober

Die Schülerinnen und Schüler von Earthucation haben bereits einige interessante Projekte durchgenommen und viele spannende Dinge erlebt. Sophia Kober, MSS 11, aus der Mindfulness-Gruppe erzählt uns von ihren Eindrücken.


StilEcht: „Magst du uns etwas zu der Gruppe erzählen, in der du bist? Mit welchen Themen und Projekten beschäftigt ihr euch?“

Sophia: „Ich bin in der Gruppe Mindfulness. Wir beschäftigen uns vor allem mit dem Thema Achtsamkeit, das heißt, es geht hauptsächlich darum, wie man achtsam im Alltag leben kann, denn wir leben in einer Zeit, in der alles sehr schnell passiert, wodurch sich viele Leute aufgrund von weniger Pausen zunehmend gestresst fühlen. Man hat also das Gefühl, dass der Alltag immer schneller und hektischer wird, was einen schlechten Einfluss auf die psychische Gesundheit hat.

In unserer Gruppe geht es darum, dem entgegen zu wirken und zu lernen, was Stress überhaupt ist und welche verschiedenen Arten es von Stress gibt. Wir haben uns zum Beispiel auch damit beschäftigt, welchen Unterschied es zwischen Disstress, also negativem Stress, und Eustress, positivem Stress, gibt und was man dagegen tun oder auch wie man damit umgehen kann, damit man es in seinem Leben schafft, sich vom Alltagsstress zu befreien und sich stattdessen bewusst Zeit für sich zu nehmen, denn das ist es, worauf es ankommt.

Wir haben uns bereits mit einigen Projekten beschäftigt. Ein Mal waren wir zum Beispiel Waldbaden. Das ist eine Methode, die aus Japan kommt. Angeleitet wurden wir dabei von Andreas Schwab von Kraftquell, der uns in den Wald begleitet und uns dort Übungen gezeigt hat, die man machen kann, um sich im Wald zu entspannen. Der Wald ist nämlich ein Ort fernab vom Alltagsleben, an dem es ruhig ist und an dem man für sich sein kann. Wir sollten durch den Wald gehen und sozusagen Fotos mit unseren Augen machen, um unsere Umgebung viel bewusster wahrzunehmen, da man oft durch das Leben geht, ohne die Dinge um sich herum wirklich zu sehen. Wenn man versucht, gedanklich Fotos von dem zu machen, was man sieht, bleibt am Ende viel mehr hängen und man kann sich an viel mehr Details erinnern. Das hat mich wirklich überrascht.

Wir haben beim Waldbaden auch einen Spiegel bekommen, mit dem wir ganz unterschiedliche Positionen ausprobiert haben. Wenn man sich den Spiegel zum Beispiel an die Stirn hält, dann sieht man ganz interessante Perspektiven des Waldes. In dieser Zeit haben wir es tatsächlich geschafft, alle Alltagsprobleme auszublenden, da wir so fokussiert auf die Aktivitäten waren. Das war sehr spannend.“


StilEcht: „Deine Gruppe hatte bereits Besuch von den Earthucation-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern der anderen Länder, die an dem Projekt teilnehmen. Was habt ihr gemeinsam gemacht?“

Sophia: „Das Earthucation-Projekt ist ein internationales Projekt und neben Deutschland nehmen Schulen aus Italien, Griechenland, Lettland daran teil. Ich hatte im vergangenen November, während die Gäste aus den anderen teilnehmenden Ländern der dortigen Mindfulness-Gruppen da waren, eine Austauschschüler aus Italien für eine Woche bei mir.

Montags ging es darum, uns alle gegenseitig kennenzulernen und wir haben den Austauschschülerinnen und -schülern unsere Schule gezeigt, bevor wir zum Mehrzweckraum gegangen sind, der für die Dauer dieser Woche neben dem Raum der Stille im F-Trakt unser Aufenthaltsraum war. Da der gesamte Austausch von meiner Gruppe, also Gruppe-Mindfulness, organisiert worden ist, haben wir uns hauptsächlich mit dem Thema Stress beschäftigt. Während wir im Mehrzweckraum waren, haben wir zum Beispiel Stresssymptome miteinander verglichen und uns angeschaut, was Stress mit unserem Körper machen kann. Wir hatten im Voraus eine Stressumfrage organisiert und meine Gruppe hat die Auswertung dieser Umfrage vorgestellt.

Am Dienstag waren wir Waldbaden, was die Gruppe-Mindfulness zwar bereits ein Mal gemacht hatte, doch auch bei den anderen aus der gesamten Gruppe, die noch nie Waldbaden waren, kam das meiner Einschätzung nach sehr gut an.

Mittwochs hatten wir vormittags eine Projektarbeit und sind nachmittags mit dem Bus nach Koblenz gefahren. Dort hatten wir zunächst etwas freie Zeit, um uns die Stadt anzuschauen und sie vor allem den Gastschülern zu zeigen. Am Abend sind wir dann weiter zur Festung Ehrenbreitstein, wo zu der Zeit der Christmas-Garden war. Der Christmas-Garden ist eine weihnachtliche Lichterausstellung gewesen, die wirklich schön aussah. Das war ein sehr cooles Erlebnis, von dem alle begeistert waren. Ich glaube, das war für viele von uns das Highlight der Woche.

Am Donnerstag hatten wir Thai Chi gemacht. Das ist eine Sportart, die dazu dient sich zu entspannen. Dazu kam ein Trainer zu uns, der uns die Übungen gezeigt hat und wir haben sie ihm dann nachgemacht. Im Anschluss hatten wir japanischen Schwertkampf geübt. Das war sehr interessant, denn manchmal musste man ziemlich fest mit dem Schwert auf die anderen Schwerter schlagen. Das soll dafür sorgen, die Aggressionen rauslassen zu können. Obwohl ich zuvor noch nie so eine Sportart betrieben habe, hat mir das Spaß gemacht, und ich glaube, den meisten anderen ging es genauso.

Nachmittags hatten wir generell natürlich viel Zeit in den Familien und wir haben uns teilweise mit anderen Freunden aus dem Projekt getroffen, die auch Austauschschüler bei sich zu Hause hatten, und haben zusammen etwas unternommen. Oder ich habe meine Freunde zu mir nach Hause eingeladen und wir haben zusammen mit meiner Austauschschülerin italienische Pizza gemacht. Sie hat uns also gezeigt, wie sie die in Italien üblicherweise machen. Die Unterschiede zu sehen war sehr interessant.

Am Freitag hatten wir dann eine Abschlussfeier, die einen nachhaltigen Weihnachtsmarkt beinhaltet hat. Wir hatten zum Beispiel ein großes Buffet mit internationalen Speisen, für das jeder ein paar Spezialitäten aus seinem Land mitgebracht hat. Wie sollten versuchen, das alles möglichst nachhaltig zu verpacken, also beispielsweise keine Plastikverpackungen zu nutzen, die nicht wiederverwendet werden können. Dann haben wir Weihnachtslieder gehört und es gab eine Bastelecke, die von einigen organisiert wurde, über die sich vor allem die jüngeren Kinder und Geschwisterkinder gefreut haben. Das war sehr schön, ein richtig gelungener Abschluss.

Am Samstag mussten die Gäste dann leider wieder nach Hause fahren. Der Abschied war sehr emotional und am Bahnhof haben viele geweint.“


StilEcht: „Welches ist dein persönliches Highlight an dem Projekt?“

Sophia: „An dem Projekt allgemein war auf jeden Fall der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern aus den anderen Ländern mein Highlight und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die italienische Gastschülerin bei mir war. Ich finde es nämlich wirklich spannend, auf andere Kulturen zu treffen und mich mit den Gastschülern austauschen zu können.

Auf die Aktivitäten der Woche, in der die Gastschüler hier waren, bezogen, war der Christmas-Garden mein Highlight, so wie für viele andere sicherlich ebenfalls.“


StilEcht: „Was konntest du bisher aus dem Projekt für dich und dein Alltagsleben mitnehmen?“

Sophia: „Ich denke, das wichtigste, das ich vor allem in der Woche, in der die Gastschüler bei uns waren, gelernt habe, ist, dass man eigentlich nie allein mit seinen Sorgen ist. Als wir verglichen haben, was uns Stress macht, welche Probleme wir im Alltag haben, was wir in bestimmten Situationen empfinden und was bei uns Stress auslöst, ist mir aufgefallen, dass viele Aspekte, die andere Schülerinnen und Schüler genannt haben, auch auf mich zutreffen, obwohl ich gedacht habe, dass andere Leute das bestimmt nie so empfinden würden wie ich. Mir persönlich gibt es nun eine gewisse Sicherheit zu wissen, dass es andere Leute auf der Welt gibt, denen es genauso geht, gerade auch deswegen, weil man oft glaubt, man sei die einzige Person, die sich über bestimmte Dinge Sorgen macht oder so empfindet. Ich denke jetzt oft daran, dass ich nicht alleine bin mit dem, was ich fühle, denn dieser eine Tag des Projekts hat mir genau das klargemacht. Das fand ich total interessant, weil ich damit wirklich nicht gerechnet hätte.“


StilEcht: „Vielen Dank für das spannende Interview!“

Sophia: „Sehr gerne.“


Dieses Interview wurde von Jolina Händler und Marie Spohr geführt.
Fotos von Sophia Kober

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