Dem Ozean geht die Puste aus

Natürlich wissen wir alle, dass Bäume und andere grüne Pflanzen während der Fotosynthese CO₂ abbauen und Sauerstoff freisetzen. Doch erst in den 90er Jahren war es zum ersten Mal möglich, mit Hilfe von Satellitenbildern nachzuweisen, dass das Meer ebenfalls einen beachtlich großen Teil des Sauerstoffs freisetzt, den wir jeden Tag einatmen. Insgesamt sorgt es sogar für etwa die Hälfte des gesamten Sauerstoffs in der Atmosphäre.

Wie kann das sein?

Die Ozeane sind riesig und machen etwa 70% der Erde aus. Darin ist sehr viel Platz für unendlich viele mikroskopisch kleine Algen. Denn genau die sorgen für den Sauerstoff. Genau wie die Bäume setzten sie ihn während der Fotosynthese frei. Von all dem Gas, dass die Mikroalgen also produzieren, speichert das Meer selbst aber nur etwa einen Prozent, der ganze Rest geht in die Atmosphäre über. Dass es nicht im Meer bleibt, liegt unter anderem daran, dass sich der Sauerstoff wesentlich schlechter und langsamer im Ozean ausbreiten kann, als in der Luft. Außerdem löst sich das Gas in Wasser nur schlecht.

Allerdings braucht das Meer wie wir selbst den Sauerstoff, um sein Ökosystem aufrecht zu erhalten. Wenn die Algen absterben, bilden sie zusammen mit anderem Phytoplankton und den Ausscheidungen der Fische einen marinen Schnee oder Meeresschnee. Dieser sinkt, anders als der Sauerstoff, nach unten in die Meerestiefen. Dort wird er von Bakterien, die wiederum Sauerstoff benötigen, zersetzt. Wenn davon aber nicht genügend nachgeliefert werden kann, weil die Strömungen es nicht dorthin tragen können, wird das Plankton nicht abgebaut. An diesen Meeresstellen entstehen dann sauerstoffarme Zonen – mittlerweile aber auch schon Zonen, in denen gar kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Diese nennt man Todeszonen.

Die Folgen der Todeszonen sind unter anderem das Massensterben von Fischen, die in diesen Zonen dann natürlich nicht mehr leben können, und das weiterhin rasante Wachstum der Algen, die zusammen mit der Biomasse viel Sauerstoff brauchen, um abgebaut zu werden. Wissenschaftler sagen, dass sich der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiter verschlechtern wird.

Ein Grund für das rasante Wachstum der sauerstoffarmen Zonen ist der Klimawandel und die darauf folgende Erwärmung der Wassertemperatur. Diese verlangsamt nämlich die Strömungen und die Durchmischung des Wassers zusätzlich, wodurch noch weniger Sauerstoff in die Meerestiefen nachgeliefert werden kann und der marine Schnee nur schlecht abgebaut wird. Zudem sinkt bei den immer wärmeren Temperaturen die Löslichkeit des Meeres, das dadurch dann noch weniger Sauerstoff aufnehmen kann. Doch auch die zunehmenden Emissionen und die Überdüngung von Feldern ist für die Entwicklung der Todeszonen alles andere als hilfreich. Der Dünger kann über Bäche und Flüsse ins Meer gelangen und fördert das Algenwachstum stark.

Diese sauerstofflosen Zonen im Meer breiten sich immer weiter aus und haben schreckliche Folgen für das marine Ökosystem.

Hier sieht man in orange bis dunkelrot die Bereiche im Ozean, die am stärksten betroffen sind.

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