Mittlerweile ist die Flut im Ahrtal schon über vier Monate her und so mancher Schaden ist bereits beseitigt, aber die größte Arbeit steht noch bevor. Hier ein kleiner Überblick.
Die Infrastruktur im Ahrtal hat sehr unter der Katastrophe gelitten. Die Ahrtalbahn war eine lange Zeit ganz vom Netz. Nach langem Aufbau wurde der Verkehr auf dem Teil zwischen Remagen und Ahrweiler mit zwei Zügen pro Stunde wieder aufgenommen. Drei Tage später musste die Hälfte schon wieder entfallen. Die Strecke bis Walporzheim soll bis Dezember wieder in Betrieb genommen werden.
Dahinter sieht es katastrophal aus. Acht Brücken und rund fünfzehn Kilometer Gleise bis Ahrbrück gibt es nicht mehr. Brücken sind weggeschwommen und Gleise hängen in der Luft herum.
Der Bund will den Wiederaufbau finanziell unterstützen und sie moderner und klimaresistenter gestalten. Es wird gehofft, dass dann auch eine Elektrifizierung der Gesamtstrecke und möglicherweise ein Wiederaufbau der stillgelegten, abgebauten Strecke nach Adenau, mit Anbindung an den Nürburgring, möglich sein werden. Priorität hat jedoch der Wiederaufbau bis Ahrbrück, was selbst ersten Einschätzungen zufolge schon mindestens sechs Jahre dauern wird.
Bei der Straßeninfrastruktur sieht es oft auch nicht besser aus. Was früher einmal die B257, eine asphaltierte Straße, war, ist heute eine zum Teil einspurige Schotterpiste. Zurzeit ist die größte Herausforderung, die Straßen für den Winter bereit zu machen. In Schuld (Ort an der Ahr) ist ein kompletter Uferhang einer Straße entwurzelt und weggeschwemmt worden.
Insgesamt sei ein Schaden am Straßennetz von 200 Millionen Euro entstanden. Es müsse beim Wiederaufbau mit Jahren gerechnet werden, so der Landesbetrieb Mobilität.
Hier nun ein paar Informationen darüber, wie es den Menschen dort momentan geht:
Die meisten Leute, die dort wohnen sehen, ihr Haus nicht mehr als ein Zuhause an, sondern eher als eine Unterkunft. Sie leben zwar noch im oberen Stockwerk, dass meist unversehrt geblieben ist, fühlen sich aber wegen dem Staub, dem Dreck und der Unordnung, die immer noch nicht vollends beseitigt werden konnten, nicht wirklich Zuhause.
Die meisten sind aber schon dabei ihr Haus neu zu renovieren und haben manchmal bis zu 30 Arbeiter im Haus. Trotzdem ist die Situation sehr hart für die Leute, da sie alles verloren haben und vollkommen auf Hilfe angewiesen sind. So sagte eine ältere Frau zu mir (als ich vor Ort war), die nur ein Paar drei Größen zu großer Schuhe hat und deren Geschäft und Haus vollkommen zerstört wurde: „Ich habe Arbeiter im Haus, die mir helfen, und ich habe etwas zum Essen. Jetzt werde ich stark sein und nicht wieder anfangen zu weinen.“
Es ist spannend und traurig zugleich zu sehen, was diese Flut alles ausgelöst hat und welche Schicksale die Menschen dort ereilt haben. Zum Beispiel sind in einem neugebauten Haus drei Menschen ertrunken, weil sie noch keine Treppe ins Obergeschoss hatten und sich deswegen nicht wie die anderen auf das Dach retten konnten. Gegenüber von diesem Haus wohnte ein alter Mann, der von einem Flugzeug in ein Altersheim geflogen wurde, bevor die Flut wirklich anfing. Dort erhängte er sich, da er das alles nicht ertragen konnte.
Es ist vor allem die seelische Belastung, die den Menschen dort zu schaffen macht, und die sie versuchen zu überwinden. Viele sind hoffnungslos und wissen nicht mehr was der Sinn ihres Lebens ist. Was ihnen oft hilft sind die Arbeiter, die immer noch kommen, um zu helfen. So würden sogar zwei Heizungsbauer von ihrem Chef freigestellt, um den Menschen dort kostenlos Heizungen zu installieren. Was man vor allem sieht, wenn man dort hinkommt, ist Freundlichkeit und Dankbarkeit der Einwohner gegenüber allen, die helfen wollen und anpacken.
Bericht von Eileen Funk und Tim Beutling
Photo by Pixabay
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