Buchempfehlung: „Frostkuss – Mythos Academy“

In dem 2012 erschienenen ersten Band „Frostkuss“ der sechsteiligen Fantasyreihe „Mythos Academy“ von Jennifer Estep geht es um die siebzehnjährige Gwen Frost, die nach dem Tod ihrer Mutter die Schule wechselt. Nun geht sie an ein Internat, dessen Schüler aber alles andere als gewöhnlich sind. Für Gwen ist es schon ein normaler Anblick geworden, auf den Gängen den Nachkommen mythologischer Helden wie Walküren, Amazonen, Wikingern, Kelten, Spartaner, Ninjas und vielen anderen zu begegnen. Sie alle verfügen über magische Begabungen wie übernatürliche Stärke oder Schnelligkeit.

Zwischen den reichen Kriegern fühlt sich Gwen fehl am Platz, da sie weder reich ist noch eine Kriegerin. Sie selbst verfügt als Gypsy über die, wie sie es nennt, Gypsygabe. Wenn sie einen Gegenstand berührt, kann sie seine Geschichte sehen. Wofür er eingesetzt wurde, wer ihn jemals berührt hat und was diese Person in dem Moment gefühlt hat. Das gleiche gilt für Menschen. Berührt sie sie auch nur versehentlich, bieten sich ihr sofort Einblicke in ihre Seele, ihre Erinnerungen und ihre Geheimnisse.

Diese Gabe verleiht ihr mehr Macht, als sie anfangs vermutet. An der Mythos Academy soll sie lernen, ihre Gabe sinnvoll zu nutzen. Denn all die anderen Krieger und sie werden nur aus einem Grund an der Academy ausgebildet: Um bereit für einen Krieg gegen den finsteren Gott Loki zu sein …

Textstelle:

Etwas Kaltes, Hartes grub sich in meine Handfläche. Ich sah nach unten und stellte fest, dass ich das Schloss der Glasvitrine umklammerte. Ich war nur eine Sekunde davon entfernt, den Schaukasten zu öffnen und das Schwert darin zu packen.

Aber viel seltsamer war, dass das Schwert mich anstarrte.

Die Metallschicht über der Wölbung auf dem Griff war nach oben geglitten und enthüllte ein fahles Auge, das mich mit kaltem und ruhigem Blick beobachtete. Es hatte eine seltsame Farbe, nicht ganz Purpur, aber auch nicht wirklich Grau …

Dann schaltete sich mein Gehirn wieder ein und erinnerte mich daran, dass das alles superhyperunheimlich war. Ich kreischte auf, stolperte rückwärts, knallte mit der Schulter gegen ein Regal und sog vor Schmerz zischend die Luft durch die Zähne.

Aber der Schmerz vertrieb auch ein wenig meine Panik. Tief in mir wusste ich, dass meine Phantasie mir gerade einen Streich gespielt hatte. Schwerter hatten keine Augen, nicht mal an einem so verrückten Ort wie der Mythos Academy. Und sie starrten auf keinen Fall Leute an. Besonders nicht jemanden wie mich, dieses unwichtige, seltsame Gypsymädchen, das Dinge sah.

Und dieser Lärm? Wahrscheinlich war einfach ein Bücherstapel umgefallen, den jemand schief aufgeschichtet hatte. Wahrscheinlich hatte derjenige es sogar absichtlich getan, um jeden zu erschrecken, der so spät noch in der Bibliothek herumgeisterte. So etwas war schon früher passiert – besonders mir.

Ich blieb noch eine Sekunde stehen, um mein rasendes Herz zu beruhigen, dann löste ich mich vom Regal. Ich dachte darüber nach, mir einfach den Wagen zu schnappen und ihn zurück zum Ausleihtresen zu zerren, ob das Rad nun lose war oder nicht. Aber vorher musste ich noch einen Blick auf das Schwert werfen. Ich musste mich davon überzeugen, dass ich nicht verrückt wurde. Dass ich nicht tatsächlich anfing, das ganze Zeug zu glauben, das Professor Metis uns in Mythengeschichte auftischte. Böse Götter und uralte Krieger und Chaos und das Ende der Welt und blablabla.

Also riskierte ich einen schnellen Blick über die Schulter. Die Wölbung, die ich für ein Auge gehalten hatte, war einfach ein Knubbel auf dem Knauf. Vollkommen bedeckt, vollkommen silbern, vollkommen normal. Sonst nichts. Und sicherlich starrte sie mich nicht an.

Ich atmete erleichtert aus. Okay. Gwen wird doch nicht wahnsinnig. Schön zu wissen.

Ich schnappte mir den Karren und schob ihn zurück Richtung Tresen. Zum Teufel mit Nickamedes und seiner schlechten Laune. Es reichte mir mit unheimlichen Schwertern und seltsamen Geräuschen. Ich wollte hier weg. Jetzt.

Ich trat zwischen den Regalen hervor und umrundete das letzte. Ich hatte schon die Hälfte der Wegstrecke zum Tresen zurückgelegt, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Ich schaute nach links.

Dann sah ich sie.

Jasmine Ashton.

Die blonde Walküre lag auf dem Rücken vor der Vitrine, die Nickamedes mir gezeigt hatte. Diejenige mit Lokis angeblicher Schale der Tränen.

Nur dass das Glas zerschmettert worden war und in der Vitrine keine Schale mehr stand.

Außerdem hatte jemand oder etwas Jasmines Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.

Meine Meinung:

Mir gefällt die „Mythos Academy“-Reihe vor allem wegen den vielen verschiedenen und ganz eigenen Charakteren sehr gut. Außerdem ist der Roman vom Anfang bis zum Ende spannend und zu keinem Zeitpunkt langweilig, sodass das Lesen großen Spaß macht. Ich empfehle die Reihe fantasybegeisterten Jugendlichen ab zwölf Jahren.

Tipp: Alle Bände der Reihe gibt es in unserer Schulbücherei und sind für Schüler ab der siebten Klasse ausleihbar.

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